Woody Allen
„Die menschliche Existenz als solche ist nicht sehr angenehm.“
Zur Person
Woody Allen (geboren am 01.12.1935 in Brookyln, New York unter dem Namen Allen Stewart Kongisberg) ist der Sohn eines jüdischen Diamantenschleifers, die Familie lebte in Flatbush, einem jüdisch geprägten Teil von Brooklyn. Als Teenager interessierte sich Allen für Theater, Film, Sport und Musik. Er lernte Klarinette, sah sich Filme im Kino an. Seine ersten Meriten verdiente er sich als Gag-Schreiber für Entertainer, später schrieb er auch Drehbücher. Seine ersten Auftritte vor der Kamera hatte er 1957, sein Ziel war eine Karriere als Stand-up-Comedian, wobei er auf der Bühne den schwachbrüstigen und neurotischen Verlierertypen gab. Diese Figur brachte er in seinen ersten Filmen auch auf die Leinwand. Seit 1971 dreht er beinahe jährlich einen Film. 24 Mal wurde er für den Oscar nominiert. Viermal gewann er. Persönlich anwesend war er nie. Er lebt mit seiner Frau Soon-Yi und zwei mit ihr adoptierten Töchtern in Manhattan.
Woody Allen liebt Luxushotels über alles. Wenn er, wie am 16.01.2005, in London für Interviews Hof hält, dann traditionell im legendären Dorchester Hotel. In das britisch koloniale Ambiente passt er wie die Faust aufs Auge: Die Brille aus den 70ern, bequeme braune Cordhose und schwarzer Rollkragen-Pullover. Ein zerbrechlich wirkender, freundlicher Herr mit wachen, neugierigen Augen und leiser Stimme.
Mr. Allen, oft gibt es in Ihren Filmen Szenen, in denen Intellektuelle in Cafes plaudern. Vertrödeln Sie selbst Ihre Zeit gerne mit solchen Gesprächen?
Woody Allen: Absolut, diese Szenen entsprechen genau dem, was ich selbst gerne in den Cafés von New York mache. Die meiste Zeit vertrödele ich allerdings mit Sport im Fernsehen. Nach dem Abendessen sehe ich gerne Baseballspiele oder Boxkämpfe an. Das entspannt mich sehr viel mehr als einen Film zu schauen. Denn da denke ich immer nur: Der Regisseur ist so viel besser als ich.
Einen gewissen Ehrgeiz scheinen Sie sich auch nach Jahrzehnten im Filmbusiness bewahrt zu haben. Gibt es etwas, das Sie sich oder anderen noch beweisen wollen?
Ganz grundsätzlich arbeite ich einfach gerne – es ist eine angenehme Zerstreuung und gibt mir eine Aufgabe. Ich weiß nicht, ob ich weitere Ambitionen habe. Meine große Leidenschaft ist wohl wie bei jedem Künstler, einmal ein großartiges Meisterwerk abzuliefern – was natürlich nie gelingt. Deswegen versucht man es mit seinem nächsten Film einfach erneut. Eigentlich ist das gar nicht so übel: Denn wenn man jemals den perfekten Film gemacht hätte, was würde man anschließend machen wollen? Beim ersten Film ist man ein totaler Amateur. Und beim 20. Film ist man es noch immer. Man lernt ein kleines Stückchen Technik. Alles was danach kommt, lässt sich nicht lernen. Deshalb können selbst großartige Regisseure oder Autoren bei ihrem 50. Stück noch ein totales Desaster erleben. Jedes Projekt birgt so viele unvorhersehbare Probleme, dass es jedes Mal wie beim ersten Mal ist.