Wolfgang Niedecken

Wolfgang Niedecken

„Ich bin ein Hirschgeweih.“

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  • Marina Weig
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Zur Person

Köln, 14.01.2016. Das Büro von Wolfgang Niedeckens Firma liegt günstig: Altstadt und Rhein sind nur ein paar hundert Meter entfernt, trotzdem bekommt man vom Trubel wenig mit. Im Vorzimmer des Chefs stapeln sich T-Shirts, Bücher und CDs. Niedecken kommt pünktlich, trägt Jeans und Jeanshemd. Seine Frau Tina ist ebenfalls dabei. Kurz besprechen sie die Rückfahrtmöglichkeiten, dann verabschiedet sie sich. Niedecken hat viel Zeit mitgebracht. „Soll ja schön werden.“ Nach seinem Schlaganfall vor vier Jahren hat er sich im Krankenhaus einen Bart stehen lassen und ihn behalten. Es vergehen kaum zwei Sätze, schon spricht man mit ihm über seine Heimatstadt. Zur Piusstraße in Ehrenfeld, in welcher der Interviewer lebt, fällt ihm ein: „Dort kam unser legendärer Bandkater her, der Erwin.“

Herr Niedecken, was hat es denn mit dem Kater Erwin auf sich?

Wolfgang Niedecken: Mein alter Freund und BAP-Urgestein Manfred Boecker, genannt der Schmal, gründete mit mir Anfang der Siebziger in Köln eine Studenten-WG. Teil dieser Wohngemeinschaft war Erwin, der einzige männliche Nachwuchs aus einem großen Wurf in der Piusstraße. Während unseres Kunststudiums hatten wir auch ein kleines Atelier in der Wohnung, und der Erwin war immer da. Machte seine Feldzüge im Veedel und brachte wie selbstverständlich Teile seiner Beute mit ins Atelier. Wir zwei Dürren sollten schließlich auch was davon abhaben. Irgendwann hat der Schmal dann geheiratet, kam aber weiterhin regelmäßig in die WG. Auch wegen Erwin. Umso schlimmer war es, als der Kater dann starb.

Was war passiert?

Er fraß eine Ratte, die wahrscheinlich einen vergifteten Köder gefressen hatte. Eine furchtbare Geschichte. Weil er so schlimme Schmerzen hatte, legte er sich ins Waschbecken, um sich den Bauch zu kühlen. Schließlich mussten wir Erwin einschläfern lassen.

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