Wolfgang Niedecken
„Ich bin ein Hirschgeweih.“
Zur Person
Wolfgang Niedecken (geboren am 30. März 1951 in Köln) spielte als Internatsschüler in Rheinbach in diversen Schülerbands. Er studierte in seiner Heimatstadt Kunst. Seinen ersten Text auf Kölsch schrieb er 1976, kurz vorher gründete sich der Kern der Band, die ab 1977 Wolfgang Niedeckens BAP hieß und den Kölschrock bundesweit bekannt machte. Der Bandname steht im Kölschen für » Papa «, er entstand, weil Niedecken bei den ersten Proben sehr viele Geschichten von seinem sparsamen Vater erzählte, der einen kleinen Lebensmittelladen im Severinsviertel führte. Wolfgang Niedecken hat zwei Söhne aus seiner ersten Ehe sowie zwei Töchter aus seiner zweiten Ehe mit seiner Frau Tina. Er lebt, mit Blick auf den Rhein, im Süden von Köln. Im Frühjahr 2020 wurden Tina und Wolfgang Niedecken zum ersten Mal Großeltern. Zwar wohnt Tochter Isis in Berlin, ihr Sohn Noah wurde jedoch dort geboren, wo auch Opa Wolfgang zur Welt kam: im Severinsklösterchen.
Köln, 14.01.2016. Das Büro von Wolfgang Niedeckens Firma liegt günstig: Altstadt und Rhein sind nur ein paar hundert Meter entfernt, trotzdem bekommt man vom Trubel wenig mit. Im Vorzimmer des Chefs stapeln sich T-Shirts, Bücher und CDs. Niedecken kommt pünktlich, trägt Jeans und Jeanshemd. Seine Frau Tina ist ebenfalls dabei. Kurz besprechen sie die Rückfahrtmöglichkeiten, dann verabschiedet sie sich. Niedecken hat viel Zeit mitgebracht. „Soll ja schön werden.“ Nach seinem Schlaganfall vor vier Jahren hat er sich im Krankenhaus einen Bart stehen lassen und ihn behalten. Es vergehen kaum zwei Sätze, schon spricht man mit ihm über seine Heimatstadt. Zur Piusstraße in Ehrenfeld, in welcher der Interviewer lebt, fällt ihm ein: „Dort kam unser legendärer Bandkater her, der Erwin.“
Herr Niedecken, was hat es denn mit dem Kater Erwin auf sich?
Wolfgang Niedecken: Mein alter Freund und BAP-Urgestein Manfred Boecker, genannt der Schmal, gründete mit mir Anfang der Siebziger in Köln eine Studenten-WG. Teil dieser Wohngemeinschaft war Erwin, der einzige männliche Nachwuchs aus einem großen Wurf in der Piusstraße. Während unseres Kunststudiums hatten wir auch ein kleines Atelier in der Wohnung, und der Erwin war immer da. Machte seine Feldzüge im Veedel und brachte wie selbstverständlich Teile seiner Beute mit ins Atelier. Wir zwei Dürren sollten schließlich auch was davon abhaben. Irgendwann hat der Schmal dann geheiratet, kam aber weiterhin regelmäßig in die WG. Auch wegen Erwin. Umso schlimmer war es, als der Kater dann starb.
Was war passiert?
Er fraß eine Ratte, die wahrscheinlich einen vergifteten Köder gefressen hatte. Eine furchtbare Geschichte. Weil er so schlimme Schmerzen hatte, legte er sich ins Waschbecken, um sich den Bauch zu kühlen. Schließlich mussten wir Erwin einschläfern lassen.