Wladimir Kaminer

Wladimir Kaminer

„Die ganze Welt ist zu einem Touristenlager geworden.“

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Zur Person

München, 23.06.2015. Wladimir Kaminer steht da, mit einer Reisetasche in der Hand, und überlegt: „Sollen wir zum Gespräch in der Lobby des Hotels bleiben?“ Mit einem Blick auf die vielen Männer in Anzügen runzelt er die Stirn und entscheidet sich dagegen. Schnell ist eines dieser typischen Schwabinger Cafés aufgetan. Am Nachbartisch sitzen Mütter, ihre Babys quieken fröhlich, der Schriftsteller trinkt frisch gepressten Orangensaft. Viel Zeit bleibt nicht, in einer guten halben Stunde geht es zum Flughafen. Trotzdem kommt keine Hektik auf. Kaminer ist gut gelaunt, wenngleich er auch ein wenig russische Melancholie verbreitet. Er spricht über die russische Mentalität, wieso er in Berlin erst nachts spazieren geht und warum Obama angeblich Angst vor Putin hat.

Herr Kaminer, wenn ich bei Google „Wladimir“ eingebe, wird mir Putin vorgeschlagen. Dann Klitschko. Dann Sie. Fühlen Sie sich da in guter Gesellschaft?

Wladimir Kaminer: Klitschko kann verdammt gut boxen. Dagegen ist nichts zu sagen.

Und Putin beherrscht Kampfsportarten wie Judo. In Taekwondo hat er inzwischen den neunten Meistergrad bekommen – die höchste Auszeichnung.

Deshalb ist es kein Wunder, dass sogar Barack Obama bei seinem letzten Staatsbesuch riesige Angst hatte, Putin die Hand zu schütteln. Der US-Präsident ging vor dem Treffen extra zwei Stunden lang ins Fitnessstudio, um sich entsprechend zu stählen. Schließlich wollte er in der Lage sein, Putins Händedruck erwidern zu können. (lacht) Das haben die Medien in Russland tatsächlich so berichtet. Wahr an der Geschichte ist nur, dass Obama vorher im Fitnessstudio war. An Putin hat er dabei ganz gewiss nicht gedacht. Ein anderes tolles Beispiel ist die Berichterstattung über den Eurovision Song Contest gewesen, diesen Gesangswettbewerb.

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