Wladimir Kaminer

Wladimir Kaminer

„Ich bin kein Sprachkünstler. Für mich ist Sprache nur ein Instrument.“

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25.01.2004, Köln. Es ist eine geradezu märchenhafte Geschichte: Ein russischer Immigrant kommt nach Berlin, ist mittellos und ohne Plan. Also beginnt er, seine Beobachtungen in der deutschen Fremde aufzuschreiben. Nur wenige Jahre später gehört Wladimir Kaminer zu den erfolgreichsten Autoren des Landes, er hat mit der „Russendisco“ einen neuen deutschlandweiten Party-Trend etabliert – und ist zu einem der gewitztesten Kommentatoren der deutschen Spießigkeit geworden. In diesem Interview erzählt er, wie das alles passieren konnte.

Herr Kaminer, Sie sind 1990 als 23-Jähriger aus Russland ausgewandert, um sich in Ostberlin nieder zu lassen, wo Sie sich in den folgenden Jahren den verschiedensten Kunst- und Kommunikations-Formen gewidmet haben: Theater, Schriftstellerei, Radio, Club-Veranstaltungen, eine Fernsehsendung. Was hat Sie nach Deutschland geführt?

Wladimir Kaminer: Ich wollte damals die Möglichkeit nutzen, andere Länder kennen zu lernen. Die ideologischen Grenzen waren gerade gefallen, aber um nach Amerika oder Australien zu fahren, brauchte man noch ein Visum, viel Geld, mit anderen Worten alles, was ich nicht hatte. Deswegen beschloss ich, in die DDR zu gehen. Die Deutsche Demokratische Republik existierte ja noch auf dem Papier, auch wenn die Mauer schon weg war. Als sowjetischer Bürger brauchte ich nicht einmal ein Visum, und die Fahrkarten waren ziemlich preiswert. Es sprach alles für die DDR.

Zuvor hatten Sie in Moskau studiert.

Ja. Ich bin vier Jahre auf einer Theaterschule gewesen.

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