
Volker Schlöndorff
„Kunst hat mit Hoffnung nichts zu tun.“
Zur Person
Volker Schlöndorff (geboren am 31.03.1939 in Wiesbaden) erlernte das Filmhandwerk an den Sets der französischen Regisseure Alain Resnais, Jean-Pierre Melville und Louis Malle. 1966 adaptierte er für sein Spielfilmdebüt „Der junge Törless" einen Roman von Robert Musil, wofür er den Deutschen Filmpreis gewann. Fortan konzentrierte er sich auf Literaturverfilmungen und erhielt 1979 für „Die Blechtrommel" nach Günter Grass die Goldene Palme in Cannes sowie einen Oscar. In den 80er-Jahren drehte Schlöndorff vor allem in den USA mit internationaler Besetzung, darunter „Tod eines Handlungsreisenden" mit Dustin Hofmann. Nach dem Mauerfall setzte er sich für die Rettung der DEFA-Studios in Potsdam ein und wurde von 1992 bis 1997 Geschäftsführer des neu gegründeten Studio Babelsberg und damit des größten Filmstudios Europas.
08.04.2014, Hamburg, Späte Ehren für frühe Werke: Im „Abaton“-Kino wird Schlöndorffs „Baal“ gezeigt. Mit dem Film, den der Oscar-prämierte Regisseur im Alter von 30 Jahren drehte und der von den Brecht-Erben nach jahrzehntelangem Streit erst jetzt wieder freigegeben wurde, reist er gerade durch Deutschland. Am nächsten Tag muss Schlöndorff zurück nach Babelsberg. Für seine Verdienste um das Filmstudio, das er als Geschäftsführer in den 90er-Jahren vor dem Ruin rettete, verleihen ihm die neuen Babelsberg-Bosse einen Preis, die „Studio Babelsberg Ehren-Maria“, die vor ihm schon Regisseur-Kollege Roman Polanski und Berlinale-Chef Dieter Kosslick bekamen. Keine schlechten Tage für einen, der bei allem Ruhm auch viele Rückschläge erdulden musste.
Herr Schlöndorff, wie ist das, auf Tour zu sein mit einem Werk, das man vor über 40 Jahren gemacht hat?
Volker Schlöndorff: Ich empfinde es gar nicht mehr als mein Werk. Derjenige, der ich mal war, als ich diesen Film gemacht habe, der bin ich ja heute zwangsläufig nicht mehr. Weder biologisch, weil der Körper sich in der Zwischenzeit gewandelt hat. Und auch nicht in der Haltung. Umso mehr kann ich meinen Spaß daran haben. Ich fühle mich für nichts verantwortlich! Und bin verblüfft, wie viel Empörung und Begeisterung das alles noch auslösen kann. Das ist bei diesem Film wirklich radikal: Entweder die Leute lieben oder sie hassen ihn.
Mit welchen unterhalten Sie sich lieber?
Für mich sind immer die Leute interessanter, die sich empören. Die sagen: „Was haben Sie denn für ein Frauenbild? Wieso hat denn die Margarethe von Trotta da so eine Rolle? Wieso muss die denn ihrem Mann hörig sein? Und wo ist denn da, bitteschön, die Hoffnung?“