
Uwe Ehinger
„Dieses Biker-Gefühl von Freiheit stand bei mir nie im Vordergrund.“
Zur Person
Uwe Ehinger wurde 1960 geboren und wuchs im Hamburger Stadtteil Wellingsbüttel auf. Er studierte Partikelphysik und Maschinenbau. Als 19-Jähriger ging er nach Südamerika, um mit alten Motorrädern zu handeln. Heute baut er Custombikes und gilt mit seiner in der Hamburger Speicherstadt angesiedelten Manufaktur „Ehinger Kraftrad“ als einer der Stars der Szene. Vor kurzem brachte er das Buch „Rusty Diamonds“ heraus, mit alten Aufnahmen und Anekdoten aus seiner Zeit als Jäger von verlorenen Motorrad-Schätzen. Für mehr Info siehe: www.ehingerkraftrad.com
04.06.2014, Hamburg. Es gibt wenige, die so eine Geschichte zu erzählen haben wie der Lebenskünstler Uwe Ehinger: In den 70er- und 80er-Jahren war er in Südamerika, den USA und Asien unterwegs, um mit alten Motorrädern zu handeln. Inzwischen betreibt er in Hamburg „Ehinger Kraftrad“ und zählt damit zu den besten Machern von Custombikes: Neu aufbereiteten Motorrädern aus alten, originalen Bestandteilen, die teilweise sechsstellige Summen kosten. Der 54-Jährige hat einen festen Händedruck, der zu seiner sympathischen Geradlinigkeit passt. Schnell ist klar, dass man es mit keinem verklärten Rocker zu tun hat, sondern einem kreativen Menschen, der Motorrad und Picasso in einem Satz zusammen führen kann.
Herr Ehinger, Sie haben in den 80er-Jahren alte Motorräder aufgestöbert und dafür die entlegensten Hinterhöfe Südamerikas bereist. Wenn Sie jemand fragt, was die schrägste Anekdote war, was fällt Ihnen ein?
Uwe Ehinger: Da gibt es unzählige. Einen der bizarrsten Momente hatte ich in Paraguay. Es war zur Zeit des Diktators Alfredo Stroessner, Anfang der 80er-Jahre. Ich hörte von einem alten Deutschen nördlich der Hauptstadt Asunción, der mir vielleicht bei der Suche nach Motorrädern helfen konnte. Als ich hinfuhr, stand ich vor einem alten Fachwerkhaus, als wäre ich mitten im Schwarzwald. Er ließ mich ins Haus und fragte mich, wo ich herkam. Am Ende gab er mir ein paar Adressen. Sowie einen rosa Zettel, bei dem ich mir aber nicht viel dachte. Ein paar Tage später wurde ich von der Polizei angehalten, und als sie diesen Zettel sahen, liefen sie davon.
Warum liefen sie davon?
Dazu muss man wissen: Ich war damals oft mit einem Freund unterwegs und hatte bis zu 50.000 Dollar im Radkasten unseres Wagens eingeschweißt. Denn es war eine Zeit ohne Geldautomaten und eine abgelegene Gegend in der tiefsten Provinz, weit und breit ohne Bank. Wenn man aber in Ländern wie dem Paraguay der 80er-Jahre mit so viel Geld erwischt wurde, war das ein halbes Todesurteil. Man konnte sich nie sicher sein.