Ute Lemper
„Erfolg ist eine uninteressante Dimension.“
Zur Person
Ute Lemper wurde 1963 in Münster geboren. Nach dem Studium am Institut für Bühnentanz in Köln sowie am Max-Reinhardt-Seminar in Wien startete sie ihre Karriere als Musicaldarstellerin in Produktionen wie „Cats“, „Cabaret“ und „Der blaue Engel“. Der legendäre Choreograf Maurice Béjart schrieb ihr das Ballett „La Mort Subite“ auf den Leib. In zahlreichen Liederprogrammen und musikalischen Umsetzungen literarischer Werke betätigt sich Ute Lemper als Interpretin der Werke Kurt Weills, Berthold Brechts, Pablo Nerudas, Charles Bukowskis oder aktuell Paulo Coelhos, Kindern sang sie sich als deutsche Stimme von Meerjungfrau „Arielle“ ins Gedächtnis. 1998 zog sie mit den zwei Kindern aus ihrer ersten Ehe nach New York, wo sie heute mit ihrem Ehemann und den beiden weiteren gemeinsamen Kindern lebt.
20.10.2015, New York. Eigentlich wollte Ute Lemper für das Gespräch am Telefon in ihr Studio unterm Dach des New Yorker Appartementhauses gehen, weil dort mehr Ruhe herrscht. Nun hat sie sich am offenen Fenster der zweistöckigen Familienwohnung „völlig relaxt“ auf den Kissen ausgestreckt und raucht, während vom nebenan gelegenen Schulhof das Stimmengewirr der Pause heraufdringt. Die weltberühmte Sängerin, Schauspielerin und Tänzerin, deren Konterfei viele Jahre lang auf Bussen durch die Stadt des Broadways gefahren wurde und deren Stimme rund um den Globus erkannt wird, offenbart abseits der Bühne ein gelassenes Familienpanorama.
Frau Lemper, jeder Mensch, dem ich erzählte, dass in den kommenden Tagen ein Interview mit Ute Lemper ansteht, antwortete: „Fantastisch! Aber sei auf der Hut, die ist schwierig!“ Wie kommen die Leute darauf?
Ute Lemper: Es sind sicherlich alles Deutsche gewesen, die das gesagt haben. Meine deutsche Geschichte schreibt mittlerweile 35 Jahre und erzählt von vielen Achterbahnfahrten und spektakulären Dingen, die mir im Laufe der Zeit angedichtet wurden. Man stilisiert einen Menschen zu etwas, das für die Öffentlichkeit interessanter ist als der nette, offene Ottonormalverbraucher. Das Schwierige und Exotische ist spannender, entspricht aber nicht den Tatsachen. Das weiß jeder, der mich kennt und ein wenig länger mit mir redet.
Haben Sie sich innerhalb Ihres Berufs im Umgang mit den Menschen schon einmal absichtlich schwieriger gegeben, als Sie sind? Vielleicht auch, weil man sich im Showgeschäft kaum durchsetzt, wenn man immer lieb und freundlich ist?
Dadurch dass ich mit einem guten Team auf Tournee gehe, ist das fast nie nötig. In Deutschland muss man sowieso nie schimpfen, weil dort in der Regel alles sehr gewissenhaft gehandhabt wird. In Südspanien oder Argentinien dagegen kann das schon mal anders laufen – wenn man zum Beispiel wie ich einen Konzertflügel von Steinway in seinem technischen Rider stehen hat und dann einen Rumpelkasten vorfindet, der seit drei Monaten nicht gestimmt wurde. Meine Musiker hingegen wissen in jeder Hinsicht, was ich möchte und dass ich vor allem grundsätzlich meiner Vision folge und dabei so wenig Kompromisse wie möglich mache. Ich muss meinem Herzen und meiner Überzeugung treu bleiben, egal ob ich dabei an Barrikaden stoße.