Ute Lemper

Ute Lemper

„In New York spricht jeder mit Akzent.“

Autor/in
Fotos
Leserbewertung

Zur Person

14.01.2006, New York. In Ute Lempers Apartment an der Upper West Side ist es ein wenig unordentlich. Mit der Grazie einer professionellen Tänzerin stakst sie barfuß über Spielsachen, nimmt ihren jüngsten Sohn Julian auf den Arm und auf der Ledercouch Platz. „Endlich mal wieder ein Interview auf deutsch“, freut sie sich.

Frau Lemper, Sie sind wohl behütet in Münster aufgewachsen. Hätten Sie es sich jemals träumen lassen können, dass Sie eines Tages in London, Paris und nun in New York leben würden?

Ute Lemper: Nein. Wirklich nicht. Deutschland in den Sechzigern hatte ja eine ziemlich kleinbürgerliche Identität. Zumindest in den kleineren Städten, da gab es keine Diversifikation in den Straßen. Ich war einer typisch deutschen Kultur ausgesetzt. Noch nicht mal für die Ferien träumte man von einem fremden Land – da ging es an die Ostsee oder an die Nordsee, das war’s dann. Meine ersten zehn Jahre waren schön, aber provinziell.

Hatten Sie damals schon Sehnsucht nach der Ferne?

Die kam erst später. Auch die Rebellion. Durch das Tanzen kam ich in andere Städte, nach Köln und Wien. Ich besuchte in den Ferien Theaterakademien, dann spielte ich in Bands mit Studenten. Die waren natürlich auf einem ganz anderen Trip, hörten Jazz und Rockmusik und waren auch sonst nicht ganz artig. Plötzlich hatte ich Kontakt mit einer anderen Szene und war auch sehr rebellisch gegen mein Elternhaus. Ich habe meine Sache gemacht und Verbote missachtet. Ich hatte allerdings keine Punk- oder Null Bock-Einstellung, sondern eine ganz konkrete Faszination für Musik, für Rock und Jazz. Ich war sehr enthusiastisch, das war also eher eine positive Rebellion. Nach dem Abi, mit 18, habe ich dann meine Koffer gepackt und bin nach Wien aufs Reinhardt-Seminar gegangen. Danach bin ich nicht mehr zurückgegangen. Ich habe aus Münster geholt, was ich konnte.

Ab hier lesen nur GALORE-Abonnenten kostenlos weiter! Eines der vielen Abo-Extras.