
Uschi Brüning
„Mir ging es bei Musik immer hauptsächlich um Gefühl.“
Zur Person
Uschi Brüning wurde am 4. März 1947 in Leipzig geboren. Ihre Mutter war alleinerziehend und zeitweise wurden Uschi und ihre Schwester in einem Kinderheim untergebracht. Das Singen war in diesen dunklen Tagen laut eigener Aussage ihre Rettung. Bevor Brüning sich gänzlich der Musik widmete, machte sie eine Ausbildung zur Gerichtssekretärin. Nachdem sie ihre musikalische Karriere mit Chansons und Schlagern begonnen hatte, fand sie ihre wirkliche Passion schließlich im Jazz. Ihre erste DDR-Tournee unternahm sie mit der Klaus Lenz Band und Manfred Krug. 1975 gründete sie ihre eigene Band „Uschi Brüning & Co“, die sich Anfang der Achtziger schrittweise auflöste. Fortan machte sie vor allem mit dem Jazz-Saxofonisten Ernst-Ludwig Petrowsky, den sie 1982 heiratete, gemeinsame Sache. 2025 wird Brüning mit dem Deutschen Jazzpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Sie lebt in Berlin.
14. April 2025, Berlin. Während unseres Telefonats spaziert Uschi Brüning in ihrem Arbeitszimmer unter dem Dach umher. Umgeben ist sie dort von allerlei Büchern und Schallplatten. Ihr Klavier hingegen steht unten im Schlafzimmer, das sie die längste Zeit mit ihrem Mann, dem 2023 verstorbenen Jazz-Saxophonisten Ernst-Ludwig Petrowsky, teilte. Darum, dass das Leben als Sängerin nicht immer einfach ist, macht Brüning keinen Hehl. Offen spricht sie über ihre eigenen Unsicherheiten, unerwünschte Annäherungsversuche und die leidige Notwendigkeit der Popularität.
Uschi Brüning, in Ihrer Biografie schreiben Sie: „Mit meinem Bedürfnis nach einem Leben ohne Vorschriften stieß ich schnell an Grenzen.“ Würden Sie rückblickend sagen, dass Sie bislang ein Leben ohne Vorschriften gelebt haben?
Nein, leider nicht. In der Gesellschaftsordnung, die vor 35 Jahren in der DDR herrschte, war das schlichtweg nicht möglich. Aber auch heute kann man nicht alles durchsetzen, was man möchte. Das Bemühen darum bleibt, aber in meinem Beruf ist man leider immer von irgendjemandem oder irgendetwas abhängig. Popularität spielt eine große Rolle und wenn ich die aufrechterhalten möchte, bin ich in meiner künstlerischen Freiheit in gewisser Weise eingeschränkt. Heutzutage lohnt es sich beispielsweise kaum noch, eine Platte zu machen. Wer Geld für die Konzertkarte ausgibt, will scheinbar nicht auch noch ein Album kaufen. Die Kosten für die Produktion lassen sich nicht mehr erwirtschaften. Keine idealen Arbeitsbedingungen.
Gab es trotzdem Situationen, in denen Sie sich bewusst gegen Vorschriften aufgelehnt haben?
Die einzige ernsthafte Konfrontation hatte ich 1976, als es um die Ausbürgerung von Wolf Biermann, der seinerzeit mit seiner Musik und auf Konzerten öffentlich das DDR-Regime kritisierte, ging. Damals unterzeichnete ich den offenen Brief, der verfasst worden war, um gegen dieses Vorgehen zu protestieren. Danach setzte das Komitee für Unterhaltungskunst, das sich – eben leider auch ideologisch – für uns verantwortlich fühlte, meine Kollegin Angelika Mann und mich unter Druck: Entweder wir ziehen unsere Unterschrift zurück oder wir müssen mit Konsequenzen rechnen. Keine Konzerte, keine Vergünstigungen und keine Förderung, beispielsweise bei Proberäumen, Bühnenkleidung oder Musikanlagen. Sie wussten, wie sie uns kriegten, und ich zog meine Unterschrift daraufhin tatsächlich zurück.