Ulla Lohmann
„Der Mensch ist viel zu klein für die großen Fragen."
Zur Person
Ulla Lohmann (geboren am 6.6.1977 in Kaiserslautern) wuchs in der pfälzischen Provinz als erste Tochter eines Lehrer-Ehepaares auf. Früh hat sie ihr Talent entdeckt und selbst gefördert: Ihrer jüngeren Schwester hat sie ihre Träume erzählt und aufgenommen, die Kassetten hat sie im Freundes- und Bekanntenkreis verkauft. Mit acht Jahren hatte sie im Angesicht des Vesuv ihr vulkanisches Urerlebnis. Sie war noch keine 15 Jahre alt, als der Vater sich mit einem Sprung von einer Brücke das Leben nahm. Die beiden Ereignisse waren Motoren für ihre weitere Entwicklung: Bundessiegerin bei Jugend forscht, Weltreise, Studium der Geographie, Ausbildung zur Fotojournalistin und Umweltmanagerin. Auf ihren Reisen hat sie viele Jahre bei Urvölkern im Pazifik gelebt. 2015 erfüllte sie sich ihren Lebenstraum: Abseilen in den Benbow, einen aktiven Vulkan im Pazifikstaat Vanuatu. Lohmann ist mit ihrem Expeditionspartner, dem Alpinisten Sebastian Hofmann, verheiratet und lebt mit ihm und Kind in Hohenschäftlarn, südlich von München beim Starnberger See.
03. Januar 2019, Hohenschäftlarn. Es ist Winter, es ist kalt, Landschaft und Dorf strahlen weiß. Die Fotografin, Vulkanologin, Umweltmanagerin, Autorin, Filmerin, Expeditionsleiterin Ulla Lohmann ist ein bisschen häuslich geworden; mit Mann und Baby Manuk an ihrer Seite. In ihrem Heim läuft sie barfuß herum – sie, die Abenteurerin, der es nicht heiß und aufregend genug sein kann, die sich abseilt ins Innere einer vulkanischen Hölle, einer Hölle, die für sie schon seit Kleinmädchenzeiten der Himmel ist. Wir lassen uns vor orange-grauweiß getünchter Wand im Wohnzimmer nieder, reden über das Naturvolk der Anga auf Papua-Neuguinea, den Suizid des Vaters, Dichtung und Wahrheit. Sohn Manuk stößt im zweiten Teil des Gesprächs hinzu.
Frau Lohmann, was ist an der Münchner U-Bahn gefährlich?
Ich mag Großstädte nicht. Ich fühle mich nachts allein im Dschungel wohler.
Mit Jaguaren.
Die warten ja nicht auf Menschen, die sie fressen können. Die Gefahr kann man ziemlich gut abschätzen. Menschen sind unberechenbarer. Ich bin in einem Dorf aufgewachsen und wohne jetzt immer noch auf dem Dorf. U-Bahn tagsüber ist okay, nachts geht gar nicht.