Uli Hoeneß
„Ich werde nie einer sein, der unten aufhört.“
Zur Person
Am 05.01.1952 wurde Uli Hoeneß in Ulm geboren. Um eine Karriere als Profi-Fußballspieler zu verfolgen, brach er sein Lehramtsstudium in Anglistik und Geschichte nach zwei Semestern ab. Als solcher gewann er mit dem FC Bayern München während den 70er Jahren sämtliche wichtigen Titel des europäischen Vereinsfußballs. Mit der deutschen Nationalmannschaft holte er zudem 1972 den Europa- und 1974 auch den Weltmeistertitel. Aufgrund einer Knieverletzung beendete Hoeneß 1979 seine Karriere als aktiver Spieler und übernahm anschließend das Management des FC Bayern München, zu dessen Präsident er im Jahr 2009 wurde. 2013 wurde Hoeneß augrund der Steuerhinterziehung angeklagt.
19.02.2004, München. Kaum ein Thema, zu dem der Bayern-Manager nicht eine fundierte Meinung hat: Das zumindest ist der Eindruck bei diesem mehr als ausführlichen Gespräch, das eine Vielzahl von Themen streift. Selbst mit kritischen Fragen zu seiner Person geht Hoeneß gelassen und gekonnt um: „Kritiker kommen und gehen. Ich bleibe.“
Herr Hoeneß, wie fühlt sich ein Manager, der ein Vierteljahrhundert lang als Vordenker der Liga galt, wenn er gleichzeitig in ‚Spiegel’ und ‚Bild’ als ‚Schönredner’ vorgeführt wird, der sich mit seinem antiquierten Führungsstil von der heutigen Profi-Generation entfremdet habe?
Uli Hoeneß: Ich glaube, dass diejenigen, die solche Aussagen machen, nicht im Geringsten wissen, wie die heutige Profi-Generation denkt oder wie sie arbeitet. Und ich glaube auch, dass die Schreiber dieser Artikel in den letzten drei Jahren mit keinen fünf Profis einmal richtig gesprochen haben – folglich können die das gar nicht richtig beurteilen.
Und? Wie denkt der Profi von heute?
Mehr laissez fair. Der Profi von heute kann sich vorstellen, auch öfter mal den Verein zu wechseln. Die Bindung an seinen Arbeitgeber, die Identifikation mit dem Klub ist nicht mehr so wie früher. Viele der ausländischen Profis werden nie so eine Beziehung zu ihrem Verein herstellen wie das vor dreißig Jahren mit ‚Katsche’ Schwarzenbeck, ‚Bulle’ Roth oder Franz Beckenbauer der Fall war. Und man erlebt heute bei vielen Profis das, was ihre jungen Altersgenossen in allen möglichen Berufen ebenfalls auszeichnet: Das Leitmotto ist nicht ‚Leben, um zu arbeiten’ sondern ‚Arbeiten, um zu Leben’. Sie denken also nicht unbedingt 24 Stunden darüber nach, wie sie am nächsten Tag Fußball spielen.