Uli Borowka

Uli Borowka

„Ich bin gefährdet bis ans Lebensende.“

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  • Jens Umbach
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23. Mai 2018, Hamburg. Vormittags hatte Uli Borowka in einem Hamburger Gefängnis mit Insassen über das Thema Alkoholsucht gesprochen, anschließend fuhr er mit dem Auto in die Innenstadt zum Interview. Seit ihm ein künstliches Kniegelenk eingesetzt wurde, fällt dem früheren Fußballprofi das Gehen nicht mehr so leicht. Umso besser, dass er in der Nähe des Treffpunkts gleich einen Parkplatz gefunden hat und deshalb sogar 20 Minuten zu früh da ist. Das Gespräch findet bei strahlendem Sonnenschein im Außenbereich eines Cafés am Hansaplatz im Stadtteil St. Georg statt. Borowka bestellt eine Cola und kommt schnell in Fahrt. Er erzählt aus seinem früheren Leben als Bundesligaspieler und schwerer Alkoholiker – und davon, wie er heute mit seinem Verein gegen die Sucht kämpft und Betroffenen hilft.

Herr Borowka, Sie sind seit 18 Jahren trockener Alkoholiker. Was haben Sie in dieser Zeit gelernt?

Dass es noch immer eine Unsicherheit im Umgang mit trockenen Alkoholikern gibt. Und dass ich derjenige bin, der sich vernünftig verhalten muss, denn ich habe das Problem. Ich bin es, der nicht mit Alkohol umgehen konnte, nicht die anderen. Wenn ich also irgendwohin gehe, kann ich nicht sagen: „Jetzt komme ich, Uli Borowka, trockener Alkoholiker, jetzt trinkt hier in dem Laden keiner mehr Alkohol!“ Ich möchte am normalen Leben teilhaben, keine Extrawürste bekommen. Deshalb muss ich auch damit klarkommen, dass ich von morgens bis abends mit Alkohol konfrontiert werde. Ob Milchschnitte, Gummibärchen, Schwarzwälder Kirschtorte, Medikamente. Überall ist Alkohol drin, manchmal nur minimal, trotzdem für mich gefährlich. Rumms!

Ich gestehe, dass ich auch unsicher war, als es hieß, ich sollte ein Lokal für dieses Interview vorschlagen. Ist es Ihnen lieber, wenn Menschen sich zu viele Gedanken machen als gar keine?

Ja, das schon. Man sollte ohnehin in allen Lebenslagen immer äußern, was einen beschäftigt. Man kann mich fragen: „Wollen wir dahin gehen? Ist das für dich Ordnung?“ Dann merke ich, dass sich mein Gegenüber mit dem Thema beschäftigt hat, es nicht ignoriert oder abtut, wie ich es auch oft erlebe. Es gibt aber neben der Unsicherheit meiner Mitmenschen ein weiteres, deutlich unangenehmeres Phänomen.

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