Thomas Reiter

Thomas Reiter

„In einem Raumanzug fühlt man sich nicht gerade wie eine Ballerina.“

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Zur Person

20.01.2006. Houston, Johnson Space Flight Center, 7.15 Uhr Ortszeit. Thomas Reiter klingt am Telefon sehr ausgeschlafen. Er hat einen langen, harten Tag vor sich. Im Mai wird der ESA-Astronaut als erster Deutscher zur Internationalen Raumstation ISS fliegen.

Herr Reiter, die ESA hat Sie immer wieder mit den Worten entschuldigt, Sie seien im Training, in der Druckkammer oder unter Wasser. Was machen Sie da den ganzen Tag?

Beim Unterwasser-Training kann man gewissermaßen die Schwerelosigkeit simulieren. Die Raumanzüge werden mit Bleigewichten so austariert, dass sie im Prinzip im Wasser schweben. Wenn man die Augen schließt, kann man zwar noch sagen, wo unten und oben ist – aber der Anzug selbst verhält sich im Wasser fast wie in der Schwerelosigkeit. Es ist wichtig, auf diese Weise die Außenbordeinsätze zu üben, denn da muss im Ernstfall wirklich jeder Handgriff sitzen. So ein Einsatz dauert in der Regel sechs Stunden, in denen jede Menge Arbeit zu verrichten ist. Der Aufwand, Menschen in den Weltraum hinauszuschicken, ist relativ hoch, und so wird diese Choreografie genauestens einstudiert.

Choreografie?

So könnte man das nennen, ja. Natürlich ist man in so einem Raumanzug nicht sehr beweglich. Obwohl das Werkzeug den Handschuhen entsprechend angepasst und angefertigt ist, hat man lange nicht dasselbe Gefühl, als nähme man auf der Erde ein Werkzeug in die Hand. Da muss jeder Handgriff geübt werden. Auch die Wege, die man von der Luftschleuse aus zurücklegen muss, um an seine Arbeitsstellen zu gelangen, muss man sich genauestens einprägen. Ebenso die Stellen, an denen man sich mit Sicherungsleinen an der Station festmacht. Wenn man dann endlich angekommen ist, muss man genau darauf achten, wie man sich positioniert, um bestimmte Tätigkeiten ausführen zu können.

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