
Thomas Berthold
„Wenn du Weltmeister bist, kannst du dir alles erlauben.“
Zur Person
Thomas Berthold hat das erreicht, worauf eine ganze Nation in diesem Sommer sehnsüchtig hinfiebert: Er ist mit der Deutschen Fußballnationalmannschaft Weltmeister geworden. 24 Jahre ist es her, seitdem Berthold, der am 12.11.1964 in Hanau geboren wurde, im Olympiastadion in Rom den goldenen FIFA-WM-Pokal in gen Himmel heben durfte. Begonnen hat seine Profikarriere bei Eintracht Frankfurt und führte ihn anschließend in fünf weitere Erstligisten in Italien, Deutschland und der Türkei. In 62 Länderspielen lief er für Deutschland als Abwehrspieler auf, spielte bei drei Weltmeisterschaften und einer Europameisterschaft mit. Aktuell wird er bei der Fußballweltmeisterschaft als Experte für Eurosport aus Brasilien berichten. Berthold ernährt sich seit einigen Jahren vegetarisch, ist in zweiter Ehe verheiratet und hat zwei Töchter.
30.05.2014, Wertheim in Baden-Württemberg. Gespräche mit dem ehemaligen Fußball-Profi Thomas Berthold sind amüsant und schnell. Er hat sichtlich Freude an seinen Erinnerungen und gibt sich nachdenklich, wenn es um Kritik an seiner Person geht. Berthold weiß, was er als Profi geleistet hat, er weiß aber auch, dass es ein Leben nach der aktiven Fußballkarriere gibt. Ein Gespräch über die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft zu seiner aktiven Profizeit und darüber, ob PR-Berater heutzutage junge Spieler in ihrer persönlichen Entwicklung beeinflussen.
Herr Berthold, für viele von uns ist der nachdenkliche Franz Beckenbauer auf dem Spielfeld im Olympiastadion in Rom das Bild der Weltmeisterschaft 1990, für andere bleibt die Spuck-Attacke Rijkaard-Völler unvergessen – welcher Moment hat sich Ihnen ins Gedächtnis gebrannt?
Thomas Berthold: Mir ist der Moment, als wir nach dem Sieg wieder im Trainingscamp ankamen, noch sehr deutlich in Erinnerung. Alles was unmittelbar nach dem Abpfiff passiert ist, ist wie in einem Rausch an einem vorbei geflogen. Das Spiel ist zu Ende, du bist Weltmeister, man bekommt den Pokal, dann geht’s in die Kabine, Dopingkontrolle, dann ab in den Bus. Da war dann natürlich auch schon Halligalli. (lacht) Ich habe mir das Final-Spiel noch nie angeguckt.
Seit 24 Jahren nicht?
Nee, ich hatte irgendwie noch keine Muße dazu.