Thea Dorn
„Ich brauche meine Rückzugsräume.“
Zur Person
Thea Dorn (geboren am 23. Juli 1970) benannte sich nach dem großen deutschen Philosophen Theodor W. Adorno. Mit bürgerlichem Namen heißt sie Christine Scherer, ihr Geburtsort ist Offenbach am Main. Ihre Eltern waren Volkswirte, sie hat einen Bruder. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Gesangsausbildung und ein Studium der Theaterwissenschaft und Philosophie in Frankfurt, Wien und Berlin. 1995 legte sie an der FU Berlin die Magisterprüfung im Fach Philosophie mit einer Arbeit zum Thema „Wie täusche ich mich selbst?“ ab. Unter ihrem Pseudonym veröffentlichte sie 1994 ihr Romandebüt „Berliner Aufklärung“. Sie schrieb neben Krimis auch Sachbücher, zudem Theaterstücke und Drehbücher, unter anderem für die Reihe „Tatort“. Für ihr Drehbuch zu dem Spielfilm „Männertreu“ mit Matthias Brandt in der Hauptrolle wurde ihr 2015 der Grimme-Preis verliehen. Bis 2013 moderierte sie die TV-Sendung „Literatur im Foyer“ und stieg 2017 beim „Literarischen Quartett“ ein, zunächst als Kritikerin, seit 2020 als Moderatorin. Thea Dorn lebt und schreibt in Berlin.
29.04.2008, Berlin. Thea Dorn sitzt auf einem der zwei roten Schlafsofas in ihrem Wohnzimmer. Auf den Knien balanciert sie einen Teller mit einem Marmeladen-Croissant. Sie sei heute noch nicht zum Essen gekommen, sagt sie. Einmal angestoßen, redet sie schnell und mit reichlich Verve.
Frau Dorn, sind Sie ein Mensch, der sich schnell langweilt?
Thea Dorn: Das kommt ganz darauf an, worum es geht. Auf Partys langweile ich mich schnell, weil ich keine Smalltalk-Geduld habe. Auch wenn sich jemand trottelig anstellt, verliere ich schnell die Ruhe. Es gibt aber Bereiche, in denen ich äußerst hartnäckig sein kann. Beispielsweise wenn ich ein Buch schreibe. An „Mädchenmörder“ habe ich vier Jahre gesessen, zuletzt zwölf Stunden am Tag.
Ich frage, weil Ihr Lebenslauf alles andere als gradlinig verlief. Erst wollten Sie singen, dann ans Theater, dann unterrichteten Sie an der Uni, jetzt schreiben Sie und moderieren im Fernsehen.
In einer freien Gesellschaft gibt es eben zahlreiche biografische Wege, die einem offen stehen. Das ist gleichzeitig schön und schrecklich. Ich hatte das Pech, mehrere Begabungen zu haben. Schon zu Schulzeiten habe ich gelesen wie der Teufel, Theater gespielt, gesungen, war gut in Sprachen, hatte aber auch 15 Punkte im Mathe-Abi.