Tatjana Kiel
„Der Krieg hat viele Gesichter.“
Zur Person
Als CEO von Klitschko Ventures zeichnet Tatjana Kiel (geboren am 19.10.1979 in Berlin) für die Karriere nach der Karriere von Wladimir Klitschko verantwortlich, der wie sein Bruder Vitali vormals als Schwergewichtsboxer erfolgreich war. Ab 2006 war Kiel im Veranstaltungsmanagement und Marketing für die Kämpfe der beiden zuständig, mit Klitschko Ventures promotet sie nun vor allem die Methode „FACE the Challenge“, die Einzelpersonen, Teams und Unternehmen dabei helfen soll, Lösungen für bestimmte Herausforderungen zu finden. Mit Wladimir Klitschko hat sie dazu 2020 auch das Buch „F.A.C.E. the Challenge - Entdecke die Willenskraft in dir!“ veröffentlicht. Kiel unterrichtet als Dozentin an der Universität von Sankt Gallen in einem CAS Weiterbildungsstudiengang und ist Gründerin des Netzwerks Ladies Mentoring. Als ehrenamtliche Beirätin der Initiativen „Top Talents under 25“ und „Startup Teens“ fördert sie junge Talente.
23. Januar 2023, Hamburg/Berlin. Das Gespräch mit Tatjana Kiel muss anfangs technische Hürden nehmen. Erst hakt es mit der Aufzeichnung des Videocalls, dann verabschiedet sich zwischenzeitlich die WLAN-Verbindung. Glücklicherweise lässt sich die Geschäftsführerin von Klitschko Ventures von solchen Problemen nicht aus der Ruhe bringen: „Kein Vergleich zu dem Versuch, in Kyiv jemanden zu erreichen, wenn dort Stromausfall ist.“ Kiel hat früher die Boxkämpfe der Brüder Vitali und Wladimir Klitschko organisiert. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine stellt sie mit der Initiative „#WeAreAllUkrainians“, aus der mittlerweile eine gemeinnützige GmbH geworden ist, Hilfsaktionen aller Art auf die Beine.
Tatjana Kiel, erscheint Ihnen der 24. Februar 2022 noch nahe – oder unwirklich weit weg?
Auf der einen Seite sehr nahe, schließlich ist bald Jahrestag und wir überlegen, welche Kampagnen wir starten können, um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Andererseits sind gefühlt zehn Jahre vergangen, weil die Zeit emotional so aufgeladen ist und sich viel mehr ereignet hat, als normalerweise im Laufe von zwölf Monaten passiert.
Nehmen Sie uns mit zurück in das vergangene Jahr. Wie haben Sie den Beginn der russischen Invasion erlebt?
Der Tag ist vergleichbar mit 9/11 in dem Sinne, dass fast jede und jeder noch weiß, was sie oder er gerade gemacht hat, als die Nachricht kam. Wobei der russische Angriff für mich nicht überraschend kam, beide Klitschkos hatten mir im Vorfeld zu verstehen gegeben, dass wir in Deutschland und in vielen anderen Teilen der westlichen Welt die Gefahr der Situation unterschätzen. Entsprechend war ich auf das Schlimmste gefasst. Und trotzdem war es ein Schock, als mich Wladimir am 24. Februar 2022 anrief und sagte, wir könnten ab sofort nicht mehr wie gewohnt kommunizieren – sein Handy sollte ja nicht geortet werden. Ich müsse abwarten, bis er sich wieder melde. Danach hing ich nur noch vor dem Fernseher oder irgendeinem anderen elektronischen Gerät bei uns im Büro, mit dem man Nachrichten empfangen kann.