Takis Würger

Takis Würger

„Schriftsteller zu sein ist eine Einladung zum Träumen.“

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23. September, Berlin. Es ist einer der letzten Tage, an denen man entspannt im Freien sitzen kann. Takis Würger wohnt ganz in der Nähe und kommt zu Fuß ins Café. Sein Mineralwasser trinkt er mit Kohlensäure. Als Reporter für den Spiegel hat Würger Dutzende fremde Länder besucht, doch dieser Tage verlegt er die Expeditionen lieber ins Innere. So wie in „Unschuld“, seinem neuen Roman über eine junge Frau, die ihren zum Tode verurteilten Vater vor der Hinrichtung retten will.

Takis Würger, was gefällt Ihnen besser: Schriftsteller zu interviewen oder als Schriftsteller interviewt zu werden?

Beides ist spannend. Ich bin aber nicht Schriftsteller geworden, um Interviews zu geben, sondern weil ich kaum etwas Schöneres kenne, als mich allein zurückzuziehen und zu schreiben. Und das Handwerk der Recherche, das ich vom Journalismus kenne, nutze ich auch als Schriftsteller. Für „Unschuld“ war ich wochenlang im Hudson Valley im Bundesstaat New York unterwegs, habe recherchiert, bin in alte Zementminen gestiegen, hab mit den Menschen eines bestimmten kleinen Dorfes namens Rosendale gesprochen, um zu verstehen, was ihre Träume und Ängste sind. Dieses Dorf steht nun auch im Zentrum des Romans.

Warum haben Sie den Journalismus zugunsten der Schriftstellerei an den Nagel gehängt?

Reporter war ich gern, aber es war immer ein Beruf. Als Schriftsteller arbeiten zu dürfen, ist für mich ein Traum. Ich glaube, Bücher würde ich auch schreiben, wenn sie niemand außer meiner Mutter lesen würde. Dieses Gefühl, vor einer leeren, weißen Seite zu sitzen und zu wissen, da kann jetzt alles passieren — ein Kuss, ein Boxkampf, ein Meteoriteneinschlag oder eine Liebesgeschichte zwischen zwei Füchsen —, dieses Gefühl finde ich großartig. Das Bangen, dass ich an dieser leeren Seite scheitern könnte. Und die Hoffnung, dass ich es doch irgendwie hinbekomme, darauf etwas zu schreiben, das dann vielleicht gut ist, das ist wunderbar. Ich habe dennoch lange gezögert, diesen Schritt zu machen und mich voll auf die Schriftstellerei zu konzentrieren. Ich habe darüber gegrübelt, wie es weiterginge, wenn niemand die Bücher lesen wollte und ich nicht mehr wüsste, wie ich meine Miete zahlen sollte. Die Menschen, zu denen ich aufschaue, sind Menschen, die an irgendeinem Punkt ihres Lebens einmal mutig waren. Wirklich mutig. Ich musste mich nur entscheiden, dass ich versuchen will, vom Bücherschreiben zu leben.

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