Stermann & Grissemann

Stermann & Grissemann

Ohrfeigen für die abgrundtiefe Provinzialität

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27./28.11.2008, Innsbruck. Zum vereinbarten Interviewtermin erscheint lediglich Dirk Stermann, der deutsche Part des berüchtigten Komödianten-Duos. Der gebürtige Tiroler Christoph Grissemann verschläft nach durchzechter Nacht im Hotelzimmer. Dass er die abendliche Veranstaltung routiniert übersteht, ist bewundernswert. Diskutiert und fotografiert wird dann aber trotzdem lieber tags darauf.

Herr Grissemann, Herr Stermann, wann haben Sie beide das letzte Mal über Österreich gelacht?

Dirk Stermann: Ich habe erst gestern schmunzeln müssen, als ich in der Zeitung las, dass Jörg Haiders ehemaliger Assistent und Pressesprecher Stefan Petzner, der mit ihm ja auch dieses Verhältnis gehabt haben soll, mit Protokollen an die Öffentlichkeit getreten ist, um zu beweisen, dass nicht er die letzte SMS vor dessen Tod an ihn geschrieben hat. Das ist so verzweifelt und grotesk.
Christoph Grissemann: Ich habe das letzte Mal aus unfassbarer Verwunderung lachen müssen, weil es in diesem Land tatsächlich möglich ist, dass Leute wie wir, die ein paar Haider-Witze gemacht haben, eine politische Diskussion zur besten Sendezeit im Fernsehen hervorrufen. Da wurde allen Ernstes darüber geredet, ob Satire das darf oder nicht. Als wäre das überhaupt eine Frage. Das zeigt einmal mehr die abgrundtiefe Provinzialität dieser Nation.

Vielleicht sollte man anmerken: Es wäre nicht das erste Mal, dass der ORF auf Betreiben der Rechten eines Ihrer Formate aus dem Programm nimmt.

Grissemann: Richtig, aber 2000 war das doch ein bisschen anders. Immerhin hatten wir seinerzeit eine ganz klare Passage im Programm, die mehr oder weniger in der Aussage gipfelte: „Um ihn wieder loszuwerden, müsste man Haider erschießen.“ Da kann ich zumindest nachvollziehen, dass ein Radiochef sagt: „Okay, das sind drei Monate Sendepause, Leute.“ Diesmal dagegen geht es um im Grunde harmlose Witzchen; um ein kleines, aber logisches Gegengewicht zur Live-Übertragung von Haiders Beisetzung. Das waren gespenstische Szenen. Im Ernst: Was sind fünf Minuten Witze in „Willkommen Österreich“ gegen drei Stunden Begräbnis-Pathos? Lächerlich!

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