Steffen Rolke

Steffen Rolke

„Unsere Hilfestellung wird immer eine Intervention von außen sein.“

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Zur Person

01.11.2016, Berlin. Mehr als 70 Organisationen haben Räume im Haus der Demokratie und Menschenrechte gemietet – und es ist gar nicht so einfach, die Tür der INGENIEURE OHNE GRENZEN zu finden. Doch dann ist es geschafft, „3 x klingeln“ steht auf dem Schild, und schon bittet Steffen Rolke in den kleinen Konferenzraum. Seit 2010 ist Rolke Leiter der Projektkoordination, die für alle Initiativen der Hilfsorganisation die Verantwortung trägt. Bei Kaffee und Wasser erzählt er anschaulich von der Erdbeben-Nothilfe in Nepal, dem Aufbau von Wasserzisternen in Tansania sowie den größten Herausforderungen bei der Entwicklungszusammenarbeit.

Herr Rolke, im April 2015 ereignete sich in Nepal die vermutlich größte Naturkatastrophe in der Geschichte des Landes. Bei mehreren Erdbeben kamen insgesamt fast 9.000 Menschen ums Leben, 22.000 wurden verletzt, es gab gewaltige Zerstörungen. Als Projektmanager von Ingenieure ohne Grenzen sind Sie knapp vier Wochen später nach Nepal gereist. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Wir arbeiten schon seit einigen Jahren mit einer Partnerorganisation in Nepal zusammen. In der Vergangenheit haben wir zum Beispiel gemeinsam die einzige Wasserkraftanlage eines Dorfes repariert sowie für eine zuverlässige Energieversorgung des Krankenhauses in Sankhu gesorgt. Beides waren typische Projekte für Entwicklungszusammenarbeit, wie wir sie uns vorstellen. Kurz gesagt wollen wir mit unserer Arbeit die Lebensbedingungen notleidender Menschen in aller Welt langfristig verbessern. Als die schockierenden Bilder von den Folgen des Erdbebens in Nepal durch die Medien gingen, haben wir sofort unsere Partner vor Ort kontaktiert. Uns war klar, dass jetzt aber nicht die Zeit für langfristig geplante Projekte war, sondern schnelle Hilfe gebraucht wurde. Gemeinsam mit einem Kollegen, der Nothilfeerfahrung mit dem Technischen Hilfswerk gesammelt hat und als Bauingenieur professionell Bausubstanz bewerten kann, habe ich zunächst eine Erkundungstour im Kathmandutal unternommen. Dort waren die Folgen des Bebens am schlimmsten, unter anderem weil die Menschen in dieser Region überwiegend arm, ihre Häuser instabil und nicht erdbebensicher sind.

Was waren Ihre ersten Eindrücke vor Ort?

Am ersten Tag sind wir über einen Berghang gelaufen und haben von dort aus überall nur Zerstörung gesehen. Die Häuser stehen in dieser Region meist nicht in Siedlungen zusammen, sondern sind über die Landschaft verstreut. Wir blickten uns um und sahen hier ein halb zerfallenes Haus, da nur noch Schutt, dort einen Haufen Steine. Alles war kaputt. Die Menschen haben versucht, mit PVC-Planen, Plastiktüten und Folien ihr Hab und Gut zu schützen und in selbst gebauten Zelten zu schlafen. Es war furchtbar und bestätigte uns in unserem Vorhaben.

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