Steffen Kopetzky

Steffen Kopetzky

„Ich mag Helden.“

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Zur Person

10. März 2025, Berlin. Es sind nur noch wenige Stunden bis zu seiner Lesung in Berlin-Wilmersdorf. Man erkennt Steffen Kopetzky schon von Weitem, er steht vor einer schmucken Galerie, hat ein Glas Rotwein in der Hand und blickt auf einen mit Aufklebern tapezierten Stromverteilerkasten. Hier regiert offenbar der Fußballclub Hertha BSC, der Schriftsteller zeigt sich amüsiert. Lokalpatriotismus ist nicht sein Ding, dabei besetzt auch er unverhandelbare Positionen. Seine lebensanschauliche Heimat ist ein aufgeklärtes Europa, zu dessen Verteidigung zukünftig auch schmerzhafte Wahrheiten adressiert werden müssen. Kopetzkys Beitrag sind historisch verbriefte Abenteuerromane, die ihren Schlagschatten in die Gegenwart werfen und dabei auch die geopolitisch drängende Frage aufwerfen: Was nun?

Steffen Kopetzky, im Motto Ihres neuen Romans bekommen wir es mit Wernher von Braun zu tun. Der sagt: „Die Wissenschaft hat keine moralische Dimension, sie ist wie ein Messer. Wenn man es einem Chirurgen und einem Mörder gibt, gebraucht es jeder auf seine Weise.“

Das ist natürlich schon krass, weil er ohne Werturteil sagt: Die Wissenschaft ist ein Instrument. Wernher von Braun wurde zum Lieblingsmitarbeiter von John F. Kennedy, zum beliebtesten amerikanischen Staatsbediensteten. Er war der Mann, der den Amerikanern geholfen hat, den Mond zu erobern. Der dazu beigetragen hat, dass Amerika den Aufbruch nach dieser Depressionszeit noch mal schaffte. Er war eine Lichtgestalt der Nachkriegsgeschichte.

Gleichzeitig war er aber auch eine düstere Figur, wenn man an das Raketenprogramm der Nazis denkt oder an die tödliche Zwangsarbeit im Mittelbau Dora.

Ja sicher. Er hat da gearbeitet, er hat das ausgehalten, er hat das akzeptiert. Er hatte auch keine Probleme damit, in den frühen Dreißigerjahren für seine Forschungen das Heer mit ins Boot zu holen, weil die eben das Geld hatten. Es war völlig klar, dass die niemals zum Mond fliegen, sondern Wunderwaffen wollten. Von Braun hat das akzeptiert, weil er gesagt hat: „Wenn die uns das Ganze bezahlen, dann ist es mir recht.“ Und natürlich hatten die Amerikaner später erst recht die Mittel, die er sich immer erträumt hatte.

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