Stanislaw Lem

Stanislaw Lem

„Intelligenz ist ein Rasiermesser.“

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Zur Person

15.11.2005, in Stanislaw Lems Arbeitszimmer in Krakau. Der polnische Bestsellerautor und Visionär bewohnt ein unscheinbares Einfamilienhaus in einer Vorortsiedlung. Die folgenden drei Stunden im Schatten Tausender Bücher sind beeindruckend: Ein weiser alter Mann über Irrwege der Technik, haltlose Utopien, Verstand – und dessen Verschwinden.

Herr Lem – wann haben Sie das letzte Mal etwas komplett Irrationales getan?

Stanislaw Lem: Ich weiß nicht, ob es tatsächlich irrational war, aber ich bat meinen Sohn darum, mir diese elektrostatische Maschine da drüben (zeigt auf den Schreibtisch) zu kaufen, weil ich die Funkenstrecke optisch sehr reizvoll finde. Ich mag das einfach: eine Million Volt, die man mit bloßem Auge beobachten kann. Aber ziehe ich einen messbaren Nutzen aus dieser Millisekunde? Nein! Gut, es bereitet meinem Enkel ein höllisches Vergnügen. (lacht)

Ich frage nur deshalb, weil es sowohl in Ihren fiktionalen Arbeiten als auch in Ihren Essays so gut wie nie um Emotionen geht. Dabei ist doch am Ende die gesamte Evolution ohne Gefühle und Triebe undenkbar. Interessiert Sie diese Seite des Menschseins einfach nicht genug?

Doch, schon. Aber zunächst einmal ist der Prozess des Schreibens in meinem Falle ein sehr rationaler. Ich zittere in der Regel nicht, wenn ich am Schreibtisch sitze. Was nicht heißt, dass ich deshalb völlig kaltblütig wäre.

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