Sophie Rois

Sophie Rois

„Ich wollte am Theater nie zu Hause sein, ich wollte unter Fremden sein.“

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  • Just Loomis
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Zur Person

7. Juli 2025, Berlin. Auf die Frage, ob wir uns im Theater zum Gespräch treffen sollten, reagiert Sophie Rois mit entschiedener Ablehnung: „Aufs Theater habe ich keine Lust, es sei denn, ich spiele!“ Die Schauspielerin schlägt eine Hotelbar vor, es wird schließlich der Wintergarten im Hotel Chateau Royal in Berlin-Mitte. Rois trägt cremefarbene Lackstiefeletten, einen feuerroten Lacoste-Pullover, Jeans, es fehlt nur die Federboa. Wenn diese Schauspielerin erscheint, ist es ein Auftritt, denn unterhaltsam zu sein, gleicht einer Art sozialer Verpflichtung in ihrer Familie. Ihre Bühne ist die Volksbühne, das Theater von Frank Castorf, Christoph Schlingensief, René Pollesch. Wenn sie auftaucht, gibt es Szenenapplaus, egal, was diese Frau spielt, man kommt, um sie zu erleben. Während des Gesprächs wechselt sie beherzt die Lautstärke. Wir reden über den „heiligen Quatsch“, wie sie ihren Beruf nennt, über Schauspieler als Faxenmacher und nicht als Welterklärer, über Theater als Chance auf ein anderes Leben. Sophie Rois bestellt grünen Tee, stilles Wasser, später ein Glas Champagner und überlegt kurz, Austern zu essen.

Sophie Rois, als Kind wollten Sie Metzgerin werden. Ein ungewöhnlicher Berufswunsch für ein kleines Mädchen.

Wenn ich zu Hause bin und den Fleischwolf anwerfe, das Faschierte knete, denke ich manchmal noch daran zurück. Man erzählt sich, dass ich als Baby wie ein Vampir auf dem Küchentisch auf die rohe Leber zugekrochen sei, die meine Mutter zu Knödeln verarbeitet hat. Ich war schon immer anämisch, daher wohl diese Vorliebe für Innereien, bis heute, die gibt es aber selten in Berlin. In Zürich gibt es in der Nähe des Schauspielhauses einen Fleischer, der Kalbszungen anbietet. Ein Mitbringsel, mit dem man Eindruck machen kann – so weich, so aromatisch …

Sie haben sich für dieses Interview kategorisch gegen ein Treffen im Theater entschieden. Was wäre so schlimm daran gewesen, wenn wir in Ihrer Garderobe gesprochen hätten?

Gar nichts wäre schlimm, allerdings spricht außer dem Aspekt der Folklore nichts dafür: Es gibt da kaum Tageslicht, kein Kellner kommt vorbei und kein Mensch hat heute mehr seine eigene Garderobe. Es wäre einfach nur eine Garderobe.

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