Sophie Hunger
„Eine Gesellschaft, in der jeder immer nur zu sich selbst finden will, ist eine Gesellschaft voller Egoisten.“
Zur Person
Sophie Hunger (geboren am 31.3.1983 in Bern) ist die Tochter der schweizerischen Juristin und Politikerin Myrtha Welti-Hunger und des Diplomaten Philippe Welti. Weil dieser in diversen Ländern tätig war, wuchs sie u.a. in London, Bonn und Zürich auf. Dort begann auch ihre Musikkarriere, ihr erstes Album veröffentlichte sie 2006 auf eigene Faust, der Durchbruch gelang ihr zwei Jahre später mit dem Werk „Monday’s Ghost“ – einem Nummer-Eins-Hit in der Schweiz. Hunger singt auf Englisch, Französisch, Deutsch und Schweizerdeutsch, für Zeitungen und Magazine schreibt sie Kolumnen, für den Trickfilm „Mein Leben als Zucchini“ schrieb sie die Filmmusik. Nach einer Auszeit in Kalifornien und der Rückkehr nach Europa lebt Sophie Hunger nun in Berlin.
16.3.2015, Berlin. Sophie Hunger sitzt im Schaufenster ihrer Plattenfirma auf einem Schalenstuhl, nur durch eine Glasscheibe vom Gehsteig und den Passanten getrennt. Zum Greifen nah und doch unerreichbar – das passt wunderbar zur der Schweizerin, die bei ihren Auftritten eine erstaunliche Nähe zu ihrem Publikum aufbaut und dabei doch immer einen Hauch entrückt wirkt. Im Gespräch sieht das ganz anders aus. Sophie Hunger redet bereitwillig über Fragen der Identität, Psychoanalyse – und warum sie es für keine gute Idee hält, Roger Federer zu treffen.
Frau Hunger, Ihr neues Album heißt „Supermoon“. Haben Sie eine besondere Beziehung zum Mond?
Sophie Hunger: Eigentlich nicht. Ich war aber überrascht, als ich erfahren habe, dass der Mond nur ein Teil der Erde ist, der bei einer Kollision in den Weltraum geschleudert wurde. Das fand ich faszinierend und, zumindest in gewisser Weise, auch sehr menschlich. Menschen betrachten ja auch oft etwas und denken sich, es hätte nichts mit ihnen zu tun – dabei betrachten sie sich gerade selbst.
Sie gehören also nicht zu denen, die vom Vollmond beeindruckt sind?
Nein. Bei Vollmond denke ich höchstens an die Sicht in den Bergen. Da wird der Vollmond im Schnee reflektiert, was bewirkt, dass es fast taghell ist. Die Häuser werfen Schatten in der Nacht, das ist wahnsinnig beeindruckend und schön.