Simon Beckett
„Mir waren Klassenunterschiede immer gleichgültig.“
Zur Person
Simon Beckett wurde 1960 in Sheffield im Norden Englands als Kind einer Arbeiterfamilie geboren. Nach der Schule studierte er englische Sprache und erlangte den Master-of-Arts-Abschluss. Zunächst arbeitete er auf dem Bau, dann als Lehrer in Spanien. Nach seiner Rückkehr spielte er in verschiedenen Bands als Percussionist und war ab 1992 als freiberuflicher Journalist für verschiedene englische Zeitungen und Magazine tätig. Sein erster Thriller wurde 1994 veröffentlicht. 2006 gelang ihm mit „Die Chemie des Todes“ der Durchbruch. Beckett ist verheiratet, hat keine Kinder und lebt in Sheffield.
21.10.2016, Frankfurt am Main. Zehn Uhr vormittags, Buchmessenzeit. In einem Luxus-Hotel direkt an den Messehallen herrscht reger Betrieb. Denis Scheck schreitet in den Frühstücksraum, Peter Sloterdijk zur Herrentoilette und Sibylle Lewitscharoff wartet ungeduldig aufs Taxi. Im Trubel der Kulturprominenz nähert sich Simon Beckett, einer der erfolgreichsten englischen Thriller-Autoren der letzten Dekade. In der Bar erzählt der Autor mit feinem britischen Understatement und Humor von seiner Herkunft als Teil der Arbeiterklasse in Sheffield, seiner früheren Tätigkeit als Journalist und der Frustrationstoleranz, die nötig ist, um einen Bestseller zu schreiben.
Herr Beckett, wenn Künstler abgeschieden an ihren Werken arbeiten, denken sie noch nicht daran, dass sie später immer wieder auf die gleichen Themen angesprochen werden. Ging es Ihnen zu Beginn Ihrer erfolgreichen David-Hunter-Reihe ähnlich?
Als ich den ersten Teil schrieb, wusste ich gar nicht, ob er jemals veröffentlicht wird. In den sieben, acht Jahren zuvor hatte ich kein einziges Buch herausgebracht. Ich wollte bloß fertig werden und einen Verlag finden, und ich hätte es toll gefunden, wenn ich über mein Buch hätte sprechen können. Als dann „Die Chemie des Todes“ erschien, war es noch kein großes Thema und nicht als Serie geplant. Es musste sich erst beweisen. Als Leser und Verleger anfingen, darüber zu reden, ob es eine Fortsetzung geben würde, konnte ich weiter planen. Plötzlich nahm alles Formen an.
In Ihren Büchern behandeln Sie grausige Morde. Mit welchen Fragen wurden Sie anfangs konfrontiert?
Die ersten Fragen drehten sich um die sogenannte Body Farm in Tennessee. Die polizeiliche Forschungseinrichtung in den USA, die anhand von echten Leichen Mordfälle rekonstruiert. Sie lieferte mir die Idee zu „Die Chemie des Todes“ und ist gleichzeitig auch der berufliche Hintergrund meines Protagonisten, dem forensischen Anthropologen David Hunter. Als das Publikum nach dem zweiten Roman ähnliche Fragen zur Body Farm stellte, begann ich zu realisieren, dass sich hier offensichtlich ein Muster ergeben hat. (lacht)