Sheryl Crow
„Über jeder Nachricht liegt ein Schatten des Zweifels.“
Zur Person
Sheryl Crow (geboren am 11.02.1962 in Kennett, Missouri) ist Tochter einer Pianistin und eines Trompeters, der sein Geld auch als Anwalt verdiente. Ihr Urgroßvater war als Abgeordneter für die Republikaner Mitglied im Repräsentantenhaus. Ins Musikgeschäft kam Sheryl Crow über die Produktion von Werbe-Jingles im Keller des Elternhauses. Ende der 80er-Jahre war sie als Backgroundsängerin für Michael Jackson auf Tour. 1993 erschien ihr Debütalbum „Tuesday Night Music Club“, die Single „All I Wanna Do“ wurde ein Welthit. Ihr zweites Album produzierte sie selbst, spielte auch fast alle Instrumente. Crow hatte Beziehungen mit Eric Clapton, Schauspieler Owen Wilson und Radprofi Lance Armstrong. Nach der erfolgreichen Behandlung eines Brusttumors adoptierte sie 2007 und 2010 zwei Söhne, mit denen sie in L.A. lebt.
„Threads“
In den 90er- und frühen 00er-Jahren verkaufte Sheryl Crow Millionen Platten, zuletzt gingen die Absätze deutlich zurück. Mit „Threads“ will sie es nun noch einmal wissen: An ihrem elften Album ist eine illustre Schar an Gästen beteiligt, zu allen hat sie einen biografischen Bezug: Willie Nelson und Emmylou Harris brachten sie zur Countrymusik, James Taylor und Bonnie Raitt waren Helden ihrer Jugend, Eric Clapton ist ihr Ex-Partner, Sting ein guter Freund. Gekrönt wird das Album durch den Song „Redemption Day“, den Crow Mitte der 90er-Jahre schrieb und der von Johnny Cash gesungen wurde. Dessen Gesangsspuren hat Crow nun um eine eigene ergänzt.
Politische Aktivistin
Seit jeher äußert sich Sheryl Crow zu politischen Themen, zeigt dabei eine liberale Haltung. Sie protestierte gegen die Invasion der US-Truppen im Irak 2003, später gegen den Einsatz in Syrien. Ihren Song „Redemption Day“ schrieb sie nach einem Trip zusammen mit Hillary Clinton nach Bosnien und die belagerte Stadt Sarajevo. Seit Jahren fordert sie neue Waffengesetze und eine andere Klimapolitik, um die Erderwärmung zu stoppen. Nachdem sie selbst Brustkrebs hatte, engagiert sie sich für Selbsthilfegruppen und Forschungsinitiativen.
21.06.2019, Köln. Am Abend sehen wir Sheryl Crow zusammen mit Phil Collins im Stadion spielen, mittags kommt sie frisch geduscht vom Workout. Ihre beiden Söhne sind auf der Tour dabei, heute sind sie im Zoo, morgen geht es ins Schokoladenmuseum. „Da bin ich dann aber mit dabei“, sagt sie, tauscht das Wasser mit Kohlensäure gegen ein stilles und wartet auf die Fragen. Es geht um explizite Texte im modernen Pop, um das Gefühl, von Johnny Cash ausgefragt zu werden, und einen Mann, dessen Namen sie kein einziges Mal nennt, von dem sie aber sagt, die Zukunft werde nicht freundlich auf ihn zurückblicken.
Mrs. Crow, können Sie etwas mit dem deutschen Wort „Ersatzfamilie“ anfangen?
(wiederholt) „Ersatzfamilie“. (lacht) Klingt, als habe sich ein amerikanischer Komiker ein besonders deutsch klingendes Wort ausgedacht, um Ihre Sprache hopszunehmen. Was bedeutet es?
Dass man Menschen um sich schart und ihnen Rollen zuteilt, die eigentlich zu Familien gehören.
Ah, verstehe. Und Sie glauben, ich mache das?