
Shahak Shapira
„Ich fühle mich von der deutschen Öffentlichkeit verraten.“
Zur Person
Shahak Shapira (geboren am 01.04.1988 in Petach Tikwa, Israel) ist israelisch-deutscher Comedian, Autor und Aktivist. Er immigrierte 2002 mit seiner Familie nach Laucha an der Unstrut in Sachsen-Anhalt, wo die NPD bei den Kommunalwahlen 2009 13,5 Prozent der Stimmen erhielt. Nach dem Abi ging er nach Berlin, studierte an einer Ad School, arbeitete in Agenturen als Creative Director, war als DJ und Electro-Musiker tätig. Sein erstes Buch „Das wird man ja wohl noch schreiben dürfen“ erschien 2016 als Reaktion auf einen antisemitischen Angriff. Aufmerksamkeit erregte seine Aktion „Yolocaust“, bei der er Selfies, die am Denkmal für die ermordeten Juden Europas entstanden waren, auf einer Website veröffentlichte. Im August 2017 sprühte er am Bahnhof Hamburg-Altona Hass-Tweets, die das soziale Netzwerk Twitter zuvor nicht gelöscht hatte, auf die Stufen vor Twitters Deutschland-Zentrale. 2017 nahm er die deutsche Staatsangehörigkeit an, seine israelische musste er deshalb aufgeben. Er lebt und arbeitet in Berlin.
14. September 2019, Berlin. Shahak Shapira geht eines richtig auf die Nerven: Er fühlt sich, gerade in Interviews, zu häufig auf seine jüdische Herkunft reduziert. Nach den ersten Fragen in diese Richtung würde er das Gespräch daher am liebsten abbrechen. Das ist einerseits verständlich, wer will schon immer über das Gleiche reden? Andererseits gibt es unter den Comedians im Land keinen, der sich auf so intelligente und eigenwillige Art und Weise mit Antisemitismus und deutschen Befindlichkeiten auseinandergesetzt hat. Nach einer Vereinbarung zwischen ihm und dem Interviewer entwickelt sich letztlich ein Gespräch über Apathie und Empathie, über den Umgang mit dem Begriff Opfer und den Leidensdruck, der Shapira dazu bewog, zur Psychotherapie zu gehen.
Herr Shapira, wie sind die Deutschen?
Sagen Sie es mir.