
Sebastian Fitzek
„Je teurer die Investition, desto größer die Schere im Kopf.“
Zur Person
Sebastian Fitzek, Jahrgang 1971, gehört zu den erfolgreichsten deutschen Autoren aller Zeiten. Nach dem Jugendtraum, Rockstar zu werden und einem dreimonatigen Ausflug in die Tiermedizin studierte er Jura, beließ es aber beim ersten Staatsexamen, da ihn die parallel begonnene Tätigkeit beim Radiosender 104.6 RTL und die Aussicht, dort in wenigen Jahren Chefredakteur zu werden, mehr begeisterten. Anfang 2000 kam ihm in einem Wartezimmer die zündende Idee für seinen ersten Roman „Die Therapie“, der sechs Jahre später erschien. Seither folgten zahlreiche Bestseller wie „Der Seelenbrecher“, „Noah“, „Passagier 23“, „Das Joshua-Profil“ oder „Das Paket“, übersetzt in bislang 36 Sprachen. Er ist Schirmherr für den Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e.V. und wurde als erster deutscher Autor mit dem Europäischen Preis für Kriminalliteratur ausgezeichnet. Selbst in die Charts hat er es noch geschafft – mit einer Playlist, die den Soundtrack zu einem Thriller darstellt. Fitzek lebt mit seiner Familie in Berlin. Ende August 2024 ist sein fünftes Kind zur Welt gekommen.
14. Januar 2025, Berlin. Deutschlands erfolgreichster Autor hat seine aktuelle Schreibphase für einen Tag unterbrochen, um bei der Premiere seiner neuesten Verfilmung dabei sein zu können. Als Buch hielt sich „Der Heimweg“ ganze 81 Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste, damals auch deshalb, weil das Thema häusliche Gewalt wegen der Pandemie Tag für Tag präsenter wurde. Als der ehemalige Jurastudent und Radiomacher vor knapp zwei Jahrzehnten mit seinem ersten Thriller debütierte, konkurrierte der Buchmarkt noch nicht mit Streaming und sozialen Medien um die Zeit der Menschen, war KI für den alltäglichen Gebrauch noch Science-Fiction. Inzwischen sieht die Branche anders aus. Wobei sich das, was den menschlichen Faktor erfolgreicher Bücher ausmacht, laut Fitzek nie ändern wird.
Sebastian Fitzek, zu Beginn soll es um ein Thema gehen, über das man angeblich in Deutschland nicht spricht – das Geld. Im Zusammenhang mit Fußballern ist sogar häufig von „unmoralischen“ Gehältern die Rede. Wieso ist das so ein Tabu bei uns?
Außer in den USA, wo eine Aussage wie „Wenn der es schafft, schaffe ich es vielleicht auch“ als Teil des amerikanischen Traums galt, herrscht diese Zurückhaltung beim Thema Geld weltweit. Das hat damit zu tun, dass man keine Begehrlichkeiten erzeugen möchte, aber auch damit, dass die Zahlen häufig völlig falsch interpretiert werden. Kürzlich kursierte zum Beispiel, dass Stefan Raab mit RTL einen Vertrag über 90 Millionen Euro abgeschlossen habe. Ohne dass ich in irgendeiner Art und Weise Insider-Kenntnisse habe, weiß ich, dass damit wahrscheinlich die Gesamtproduktionssumme für viele Shows in den nächsten Jahren gemeint ist. Es bedeutet nicht, dass Herr Raab nun nach Abzug von Steuern 45 Millionen mehr auf seinem Konto hat.
Von Ihnen liest man, dass Sie rund 20 Millionen Bücher verkauft haben. Bei einem oder zwei Euro Beteiligung pro Buch könnte man rechnen, dass der Fitzek bereits seine 25 bis 30 Millionen gemacht hat – und da sind noch keine Liveshows, Hörbücher oder Verfilmungen eingerechnet. Dann fantasiert man, wie Sie leben, ob in einer großen Villa und mit teuren Hobbys.
Zunächst mal darf ich sagen, dass sich bei mir nicht viel verändert hat. Ich fahre immer noch denselben Lamborghini wie früher, lebe weiterhin in meinem 30-Zimmer-Anwesen und fliege zum Frühstück nach Paris. (lacht) Nein, im Ernst, natürlich hat sich ein Wohlstand eingestellt, der nicht hundertprozentig mit dem zu vergleichen ist, den ich vorher als gut behütetes Beamtenkind erlebt hatte. Gleichwohl ist es so, dass ich mittlerweile mehr als ein, zwei Euro pro Buch bekomme – zu Beginn meiner Laufbahn allerdings sogar deutlich weniger. Mein erster Roman „Die Therapie“ hatte eine Startauflage von 3.000 Exemplaren und ich habe davon 34 Cent pro Buch erhalten. Davon gingen 15 Prozent an den Agenten, und der Rest wurde versteuert. Das Verhältnis blieb gleich, auch als die Verkäufe dieses Buches stiegen, sodass man sagen darf: Selbst mit dem ersten Bestseller kommt man nur auf einen Stundenlohn von fünf Euro. Wenn’s gut läuft.