Sebastian Fitzek

Sebastian Fitzek

„Wir sind nichts anderes als kleine Bakterien.“

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  • Olivier Favre, Finepic/Henkensiefen
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Zur Person

09.12.2014, Berlin, einen Katzensprung vom Grunewald entfernt. Hier hat Sebastian Fitzek sein Büro, hier schreibt er seit Jahren einen Bestseller nach dem anderen, die dem Besucher im Vorraum in Glasvitrinen präsentiert werden. Smalltalk sei nicht sein Ding, sagt Fitzek, und so verwundert es kaum, dass es seine Mutter war, die vor Jahren seine ersten Manuskripte an diverse Verlage schickte und so den späteren Erfolg ihres Sohnes einleitete. Es wird also nur noch schnell ein Glas Mineralwasser eingeschenkt und schon geht’s los: mit einem Gespräch über Gut und Böse, Leben und Tod und die Tiefsee in uns: unsere Psyche.

Herr Fitzek, Sie schreiben seit Jahren erfolgreiche Thriller. Ein paar unschöne Motive tauchen dabei immer wieder auf: Folter, pervertierte Sexualität, Gewalt an Kindern…

Sebastian Fitzek: Und ich bin traurig, weil ich genau weiß: Das, was ich da – in der Regel abgemildert – niederschreibe, passiert so oder so ähnlich gerade irgendwo. Und dafür muss ich wahrscheinlich nicht einmal das Land verlassen. Bei solchen Gedanken setzt bei uns meistens aber sofort der Verdrängungsmechanismus ein. Wir alle verdrängen permanent, in jeder Sekunde.

Sie schreiben darüber, anstatt zu verdrängen.

Diese Themen bewegen mich nicht nur als Familienvater. Kindesmissbrauch beispielsweise ist ein Massendelikt. Auch Kindesmisshandlung, davon zu unterscheiden. Es kommt viel, viel häufiger vor, dass Mütter oder Väter Zigaretten auf dem Rücken ihrer Kinder ausdrücken, als dass eine Witwe in einer Bankiersvilla in Hamburg mit einem Briefbeschwerer gemeuchelt wird. Letzteres ist die absolute Ausnahme. Genauso wie kannibalistische Serienmörder à la Hannibal Lecter mit einem IQ wie Albert Einstein eine Ausnahme darstellen. Ich schreibe lieber über etwas, das gesellschaftlich absolut relevant ist, inhaltlich jedoch völlig stiefmütterlich behandelt wird.

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