Sebastian Fitzek
„Wir sind nichts anderes als kleine Bakterien.“
Zur Person
Sebastian Fitzek (geboren am 13.10.1971 in Berlin) studierte zunächst Tiermedizin, beendete dann sein Jurastudium mit dem ersten Staatsexamen. Es folgten Stationen als Chefredakteur beim Radiosender 104.6 RTL und Berliner Rundfunk. 2006 gelang Fitzek ein Überraschungserfolg mit seinem ersten Thriller „Die Therapie“. Mit einer Gesamtauflage von über elf Millionen Büchern und Übersetzungen in 24 Sprachen ist Fitzek der erfolgreichste Thrillerautor Deutschlands. Zudem erhielt er als erster deutscher Autor den Europäischen Preis für Kriminalliteratur. Sebastian Fitzek ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Berlin.
09.12.2014, Berlin, einen Katzensprung vom Grunewald entfernt. Hier hat Sebastian Fitzek sein Büro, hier schreibt er seit Jahren einen Bestseller nach dem anderen, die dem Besucher im Vorraum in Glasvitrinen präsentiert werden. Smalltalk sei nicht sein Ding, sagt Fitzek, und so verwundert es kaum, dass es seine Mutter war, die vor Jahren seine ersten Manuskripte an diverse Verlage schickte und so den späteren Erfolg ihres Sohnes einleitete. Es wird also nur noch schnell ein Glas Mineralwasser eingeschenkt und schon geht’s los: mit einem Gespräch über Gut und Böse, Leben und Tod und die Tiefsee in uns: unsere Psyche.
Herr Fitzek, Sie schreiben seit Jahren erfolgreiche Thriller. Ein paar unschöne Motive tauchen dabei immer wieder auf: Folter, pervertierte Sexualität, Gewalt an Kindern…
Sebastian Fitzek: Und ich bin traurig, weil ich genau weiß: Das, was ich da – in der Regel abgemildert – niederschreibe, passiert so oder so ähnlich gerade irgendwo. Und dafür muss ich wahrscheinlich nicht einmal das Land verlassen. Bei solchen Gedanken setzt bei uns meistens aber sofort der Verdrängungsmechanismus ein. Wir alle verdrängen permanent, in jeder Sekunde.
Sie schreiben darüber, anstatt zu verdrängen.
Diese Themen bewegen mich nicht nur als Familienvater. Kindesmissbrauch beispielsweise ist ein Massendelikt. Auch Kindesmisshandlung, davon zu unterscheiden. Es kommt viel, viel häufiger vor, dass Mütter oder Väter Zigaretten auf dem Rücken ihrer Kinder ausdrücken, als dass eine Witwe in einer Bankiersvilla in Hamburg mit einem Briefbeschwerer gemeuchelt wird. Letzteres ist die absolute Ausnahme. Genauso wie kannibalistische Serienmörder à la Hannibal Lecter mit einem IQ wie Albert Einstein eine Ausnahme darstellen. Ich schreibe lieber über etwas, das gesellschaftlich absolut relevant ist, inhaltlich jedoch völlig stiefmütterlich behandelt wird.