Sawsan Chebli

Sawsan Chebli

„In dem Moment, in dem ich laut wurde, hat der Hass angefangen.“

Fotos
  • Jonas Holthaus
Leserbewertung

Zur Person

3. März 2023, Berlin. Sawsan Chebli behält während des Gesprächs den Mantel an. Im vollbesetzten Café im Literaturhaus Berlin wurde auf ihr Bitten ein Nebenraum geöffnet, in dem eigentlich nicht bedient werden sollte, entsprechend kühl ist es dort. Dafür herrscht weitestgehend Ruhe. Genau die richtige Atmosphäre für einen konzentrierten Austausch anlässlich ihres Buches „Laut“. Die SPD-Politikerin beschreibt darin den Hass, der im Netz regelmäßig auf sie einprasselt – und schlägt Strategien vor, um ihm entgegenzuwirken. Sie spricht auf den Punkt, bleibt stets sachlich. Selbst wenn es um Themen geht, die eigentlich zum Himmel schreien.

Sawsan Chebli, wann haben Sie zuletzt einen Shitstorm erlebt?

Das ist noch gar nicht so lange her. Am Tag der Wahlwiederholung in Berlin hatte ich einen Tweet abgesetzt mit dem Tenor, dass es den CDU-Wähler:innen scheinbar egal war, wie rassistisch sich Teile der Partei im Vorfeld geäußert haben: mit der Forderung, die Vornamen von Verdächtigen der Silvesterkrawalle zu veröffentlichen, oder den Aussagen von Friedrich Merz über die kleinen Paschas aus migrantischen Familien. Ich habe allerdings nie behauptet, dass alle Menschen, die die CDU gewählt haben, Rassisten seien. So wurde es aber unter anderem von der Bild-Zeitung hingestellt, auf deren Titelseite ich mich damit dann wiederfand.

Und die Reaktionen waren …?

Heftig! In diesem Fall hat mich nicht nur der Hass von Rechten und anderen klassischen Hetzern getroffen, sondern auch von vielen CDU-Wähler:innen die sich gekränkt gefühlt, mich aber im gleichen Atemzug beleidigt haben. Meine Inbox war jedenfalls zum Bersten gefüllt mit Diffamierungen, Rassismus, Sexismus.

Ab hier lesen nur GALORE-Abonnenten kostenlos weiter! Eines der vielen Abo-Extras.