
Sarah Wiener
„Jeder Mensch sollte für seine finanzielle Unabhängigkeit kämpfen.“
Zur Person
Sarah Wiener (geboren am 27. August 1962 in Halle/Westfalen) ist das zweite von drei Kindern des Literaten „Ossi“ Wiener und der bildenden Künstlerin Lore Heuermann. Die Eltern ließen sich 1964 scheiden. Mit 16 verließ sie ohne Abschluss das Wiener Mädcheninternat, fuhr kreuz und quer durch Europa und landete schließlich in Berlin. Als alleinerziehende Mutter eines Sohnes lebte sie zunächst von Sozialhilfe. In dem von ihrem Vater betriebenen Künstlerlokal „Exil“ konnte sie sich in der Küche nützlich machen. 1990 kaufte sie sich aus ehemaligen NVA-Beständen einen alten Küchenwagen und versorgte eine Filmcrew während der Dreharbeiten in Polen. Durch die ARD-Serie „Abenteuer 1900 – Leben im Gutshaus“ wurde sie 2004 bundesweit bekannt. Heute ist Sarah Wiener eine der bekanntesten Fernsehköchinnen Deutschlands, schreibt Koch- und Ernährungsbücher und betreibt ein biozertifiziertes Restaurant in Berlin. 2013 kaufte sie mit zwei Geschäftspartnern Gut Kerkow in der Uckermark. Sarah Wiener lebt dort sowie in Berlin.
11.05.2006, Berlin. Die Gastronomin und Fernsehköchin Sarah Wiener hat die Präsentation ihres zweiten Kochbuchs im KulturKaufhaus Dussmann hinter sich. Die nebenbei gekochte Mango-Ingwer-Suppe findet bei den Gästen guten Anklang – was die charmante Wienerin entspannt und zugleich ein wenig aufgekratzt zum Gespräch erscheinen lässt.
Frau Wiener, Sie haben die Schule geschmissen und sind schon als junges Mädchen durch Europa getrampt. Später haben Sie in Berlin-Kreuzberg von Sozialhilfe gelebt. Was gab es in dieser Zeit bei Ihnen zu essen?
Sarah Wiener: Keine schlechten Sachen. Das geht auch mit relativ wenig Geld. Ich kann leicht auf Fleisch verzichten und habe Sachen wie Kartoffeln, Griesbrei und Wurzelgemüse zubereitet – lauter Dinge, die wenig kosten. Ich habe Marmelade, Apfelmus und Joghurt mit Obst selber gemacht, und ich hatte nicht das Gefühl, dass mir irgendwas fehlt. Vielleicht war die Unterstützung für einen Sozialhilfeempfänger vor 20 Jahren aber auch noch etwas großzügiger als heute.
Mittlerweile sind Sie eine erfolgreiche TV-Köchin mit kleinem Gastronomie-Imperium. Sie gelten als sehr ehrgeizig und haben mal gesagt, dass Sie sich über jede Frau freuen, die wild auf Geld und Erfolg ist. Diese Ansicht scheint momentan nicht besonders populär.
Das stimmt, wobei ich mich ernsthaft frage, was bei Frauen im Kopf vorgeht, die in unserer heutigen Gesellschaft ernsthaft wieder eine Rückbesinnung auf die traditionelle Rolle der Frau fordern. Dieses Modell, die Frau auf ihre Rolle als Mutter, Haus- und Ehefrau zu beschränken, funktioniert doch gar nicht mehr.