Sandra Maischberger
„Wie tickt ein Mensch? Das ist immer meine Leitfrage.“
Zur Person
Sandra Maischberger (Jahrgang 1966) begann ihre journalistische Karriere Mitte der 1980er Jahre beim Radiosender Bay-ern2. Bereits mit 21 Jahren wechselte sie in die Nachrichtenredaktion des Senders Tele 5 und startete ihre Fernsehkarriere. Ihre erste Talkshow war die Sendung »Talk im Turm« an der Seite von Erich Böhme. Von 2000 an lud Maischberger zur wöchentlichen Interviewsendung »Maischberger« auf n-tv den »Menschen des Tages« ein. Seit 2003 moderiert sie ihre Talkshow unter eigenem Namen in der ARD (anfänglich »Menschen bei Maischberger«, seit 2016 »Maischberger«). Diese Sendung produziert sie – ebenso wie Reportagen oder Dokumentationen – mit der eigenen Firma Vincent Productions GmbH, die sie zusammen mit ihrem Mann Jan Kerhart führt. Die beiden leben in Berlin und haben einen gemeinsamen Sohn.
20. September 2024, Berlin. Bei einem Interviewprofi wie Sandra Maischberger sollte man sich Floskeln wie »Die erste Frage an Sie lautet ...« besser sparen. »Ach, Sie beginnen nicht mit der zweiten oder dritten Frage?«, amüsiert sich die Journalistin, Talkshow-moderatorin und Produzentin. Nicht böse gemeint. In einem sonnigen Altbau-Raum des Berliner Kulturzentrums DOCK 11 Eden entwickelt sich in der folgenden Stunde ein offenes, konzentriertes Gespräch. Maischberger ist aktuell als Produzentin des Dokumentarfilms »Riefenstahl« über die berüchtigte Propagandafilmerin der NS-Zeit unterwegs – ein Lehrstück für die Gegenwart.
Sandra Maischberger, was ist das Verführerische am Faschismus?
Die Tatsache, dass er vermeintlich ein-fache Antworten auf komplexe Fragen hat. Dass er die Welt ganz simpel in Gut und Böse, Richtig und Falsch, Gesund und Krank aufteilt. Dass er den Leuten anbietet, Gegner zu Feinden zu erklären, die ohne Skrupel ausgemerzt werden dürfen. Und dass es eine Führungsfigur gibt, der man folgen kann, ohne Fragen zu stellen und selbst nachdenken zu müssen.
Wenn man das für verführerisch hält, muss man aber ein bestimmtes Naturell mitbringen.
Oder sehr unter Druck stehen. Es kann ja passieren, dass sich Menschen in bestimmten historischen Situationen so in die Ecke gedrängt fühlen, dass sie keinen anderen Ausweg sehen, als ihr Heil in simplen Antworten zu suchen. Und das sind die Antworten, die andere ausgrenzen.