Rupert Neudeck
„Wir sind alle aus krummem Holz geschnitzt.“
Zur Person
Rupert Neudeck wurde 1939 in Danzig geboren. Er studierte Philosophie, Germanistik, Soziologie und Theologie, brach das Studium allerdings für einige „harte, aber unverzichtbare“ Jahre im Jesuitenorden ab. 1970 ging er zurück zur Uni und begann seine Karriere als Journalist, die ihn 1977 zum Deutschlandfunk brachte. Mit Heinrich Böll gründete er anlässlich der vietnamesischen Flüchtlingskatastrophe im südchinesischen Meer das Komitee „Ein Schiff für Vietnam“ und rettete mit dem Frachter Cap Anamur über 10.000 Menschen. Bis 1998 leitete er die Hilfsorganisation gleichen Namens, 2003 gründete er das Friedenskorps der Grünhelme. Rupert Neudeck lebt mit seiner Frau Christel in Troisdorf.
21.07.2007, Troisdorf. Rupert Neudeck, ehemaliger Cap Anamur-Leiter und Gründer des Friedenskorps der Grünhelme, empfängt uns in einem bescheidenen Haus mit kleinem Garten, vielen Büchern, bunt verstreuten Figuren und einer Weltkarte im winzigen Hausflur. Vier Markierungen stecken darin – sie zeigen an, wo sich gerade Grünhelme aufhalten.
Herr Neudeck, sind wir noch zu retten?
Rupert Neudeck: Die positive Antwort auf diese Frage ist meine Existenzberechtigung. Diese Arbeit, die Millionen Menschen unterstützen, kann man nicht machen, wenn man nicht zutiefst zuversichtlich hinein geht.
Hat man nicht manchmal den Eindruck, nur die Aufräumkolonne für die Verantwortungslosen zu sein?
Das sehe ich nicht so. Wir sind alle aus krummem Holz geschnitzt und sind uns der Gebrochenheit der menschlichen Natur bewusst. Ich musste das tun, was auf der Straße liegt. Ich habe mich nie gefragt, ob das eine Aufräumarbeit ist, die nicht legitim ist.