Rüdiger Nehberg

Rüdiger Nehberg

„Reduzierte Ansprüche würden der Welt tatsächlich helfen.“

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Speyer, 10.2.2015. Rüdiger Nehberg hat Survival deutschlandweit bekannt gemacht. Was in den Sechzigerjahren mit der persönlichen Begeisterung für unkonventionelle Reisen begann, entwickelte sich später zu „Abenteuern mit Sinn“. Nicht erst seit der Begründung seiner Menschenrechtsorganisation TARGET im Jahr 2000 setzt sich Nehberg für den globalen Dialog zwischen verschiedenen Lebens- und Glaubensformen ein. In Zeiten, in denen sich weltweit Nervosität breit macht und Feindbilder gezüchtet werden, setzt er positive Impulse. Wir treffen uns im Technikmuseum Speyer am von ihm konstruierten Einbaum „The Tree“, mit dem er 2001 in 43 Tagen ganz alleine den Atlantik überquerte. Dass er im Mai 2015 seinen 80. Geburtstag feiert, sieht man ihm nicht an. Er beeindruckt mit seiner Lebendigkeit, seiner Entschlossenheit und nicht zuletzt mit seiner menschlichen Wärme.

Herr Nehberg, wie sind Sie ursprünglich mit dem Thema Survival in Kontakt gekommen?

Rüdiger Nehberg: In den Sechzigerjahren wollte ich eine Reise zum Blauen Nil machen und suchte dafür nach Partnern. Einer der Bewerber, ein Halbamerikaner, erzählte mir von Survival, und ich dachte: Was ist denn das? Er erklärte mir, dass es da um die Rückbesinnung auf seine Urinstinkte und um alte Fertigkeiten geht, mit denen man notfalls ohne Hilfsmittel durchkommen könnte. Davon war ich völlig begeistert, genau so etwas hatte ich nämlich immer vermisst. Also begann ich Fachbücher zu lesen, was mir aber bald zu langweilig wurde. Einer schrieb vom anderen ab, und es fehlte insgesamt an der Eigenerfahrung der Autoren. Ich lernte also Bergsteigen, belegte unzählige Kurse bei Spezialisten, bei den Kampfschwimmern, bei der Marine und anderes mehr.

1981 waren Sie dann bereit für die Eigenerfahrung: der Tausend-Kilometer-Marsch von Hamburg nach Oberstdorf.

Ja. Ich wollte wissen, wie lange ich Leistung ohne Nahrung bringen kann. Auch bei meinem Urwaldmarsch im Sommer 2003 wusste ich: Wenn ich jetzt versage und nichts zu essen finde, dann kann ich trotzdem noch mindestens vier Wochen ohne existieren. Diese Konfrontation mit der Natur – ob mit den Gewalten des Ozeans oder mit der entrückenden Schönheit des Regenwaldes – hat meinem Leben eine ganz andere Dimension und mir eine tiefe innere Befriedigung gegeben. Zu wissen, dass man nicht abhängig ist von der Zivilisation, vom Komfort, von Lebensmitteln, Stromversorgung oder dem warmen Bett, hat mich mit viel Selbstvertrauen erfüllt.

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