Ronja von Rönne
„Ich möchte Ausschläge im sicheren Rahmen.“
Zur Person
Ronja von Rönne (geboren am 16.01.1992 in Berlin) wurde als junge Redakteurin der „Welt“ schlagartig mit einem viel diskutierten Artikel bekannt. „Warum mich der Feminismus anekelt“ war der Versuch einer schlecht gelaunten Modifizierung von Postfeminismus und führte zu einem gewaltigen Shitstorm – sowie Beifall von falscher Seite. Als streitbares „It-Girl“ der Literaturszene las sie beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt, wechselte zur „Zeit“, veröffentlichte ihr Romandebüt „Wir kommen“ (2016) sowie die Kolumnensammlung „Heute ist leider schlecht“ (2017). Seit 2017 moderiert sie die Arte-Sendung „Streetphilosophy“. Anfang 2019 machte sie auf Instagram ihre eigenen Depressionen, Angst- und Panik-Attacken öffentlich und ließ sich in einer psychiatrischen Klinik behandeln. Sie ist mit dem Drehbuchautor Ben von Rönne verheiratet, das Paar lebt in Berlin.
19. Januar 2022, Berlin. Ronja von Rönne fällt es schwer, still zu sitzen. „Selbst wenn ich meine Wohnung nicht verlasse, komme ich am Ende des Tages auf 5.000 Schritte“, sagt sie. Während des Videogesprächs knetet die Autorin einen bunten Stressball, so sind wenigstens die Hände beschäftigt. Ihr Markenzeichen, der Dutt, ist so unachtsam gebunden, wie man ihn aus dem Fernsehen und den sozialen Medien kennt. Nach „Jahren des Zweifelns“, wie sie selbst sagt, hat sie ein Buch geschrieben, das von Depression handelt. Ein Thema, mit dem sie sich auskennt. Im Gespräch ist Ronja von Rönne offen, entspannt und nicht genervt von wiederkehrenden oder persönlichen Fragen. Ihren sprachlichen Schutzschild von früher – den bitterbösen Sarkasmus – scheint sie abgelegt zu haben.
Ronja von Rönne, anstatt zu fragen, wie es Ihnen geht, würde ich gerne wissen, wie es Ihnen mit dieser Frage nach bald zwei Jahren Pandemie geht? Ist es wichtiger denn je, sich gegenseitig zu fragen, wie es geht, oder können Sie diese Frage nicht mehr hören?
Grundsätzlich ist es ein schönes Zeichen, wenn Menschen Interesse an ihren Mitmenschen und deren Wohlbefinden haben. Was man stattdessen aber auch fragen könnte: „Was lief diese Woche überraschend gut?“ Damit umgeht man als Antwort zumindest dieses automatisierte „Muss ja“, das eigentlich im deutschen Wörterbuch stehen müsste, so häufig, wie es gebraucht wird. Im Gegensatz dazu finde ich diese oberflächliche, amerikanische Herangehensweise eigentlich sehr schön: „How are you?“ – „Great, just great!“ Man will ja nicht unbedingt mit jedem über die eigene Befindlichkeit sprechen. Oder die Antwort wäre einfach zu komplex und multikausal.
Was lief denn diese Woche überraschend gut?
Ich hatte Geburtstag und fand es nicht furchtbar.