
Roberto Cortez
„Ich könnte sogar bengalischen Tiger oder Robbenfleisch besorgen, wenn’s drauf ankommt.“
Zur Person
Roberto Cortez wurde am 08.02.1967 in El Paso, Texas geboren und versuchte sich zunächst einige Jahre als Gitarrist diverser lokaler Heavy Metal-Bands in Austin, bevor ihn eine Nervenentzündung mit 25 zum Umdenken zwang. Nach einer Ausbildung zum Koch setzte sich das Naturtalent in seinen rostigen Honda Accord und siedelte nach Los Angeles um – wo er bereits kurze Zeit später Eddie Murphy zu seinen Arbeitgebern zählen konnte. Es folgten Engagements und Privat-Dinners für Prominente wie Antonio Banderas, Dan Aykroyd, Bono, Peter Gabriel, Mickey Rourke und Monica Seles; gleichzeitig vertiefte und erweiterte er sein Können bei zahlreichen internationalen Herd-Größen. Für den Microsoft-Milliardär Paul Allen war Cortez fünf Jahre lang exklusiv als privater Küchenchef tätig. Derzeit verfolgt Roberto Cortez diverse Projekte in Europa und plant, von Santa Barbara nach Berlin umzusiedeln.
13.09.2009, Potsdam. Roberto Cortez, eine Laptop-große Platte Amedei-Kouvertüre unterm Arm, ist gesundheitlich leicht angeschlagen. „Besser und teurer geht’s nicht“, verrät er stolz und bricht seinem Gegenüber prompt eine gehörige Ecke ab. Höchstens der Hang zu gehobener Garderobe lässt die Profession des US-Amerikaners durchschimmern: Cortez firmiert in seiner Heimat Los Angeles als „The boutique private chef“, sprich: als Edel-Privatkoch – und hat schon für so ziemlich jeden Promi in Hollywood Haute Cuisine bereitet. Sein Credo: „Beim Essen sind die Menschen alle gleich. Egal, wie viel sie auf dem Bankkonto haben.“
Mr. Cortez, die erste Frage drängt sich bei Ihrem Job geradezu auf: Wie ehrlich können Sie in Ihrer Funktion bei einem solchen Interview überhaupt antworten?
Roberto Cortez: Das kommt ganz darauf an, wie lange ein Engagement bereits her ist. Natürlich unterschreibt man entsprechende Vereinbarungen und garantiert Verschwiegenheit. Was man Dritten gegenüber erzählen darf, beschränkt sich in aller Regel auf Allgemeinwissen sowie bereits abgedruckte Sachverhalte. Zumindest sieben Jahre lang.
Sprich: Wenn man für Superstars wie Mick Jagger, Eddie Murphy, Antonio Banderas oder den Milliardär Paul Allen arbeitet, muss man nicht bloß am Herd ein Künstler sein – sondern auch im Mund-Halten. Ist das nicht extrem schwer mitunter?
Es gab in der Tat unzählige Momente, in denen ich alles darum gegeben hätte, meine Erlebnisse mit einem guten Freund oder dem Partner zu teilen. Manches was ich gesehen und gehört habe, möchte ich aber auch gar nicht öffentlich machen. Sie müssen sich eines vergegenwärtigen: Näher als in seiner privaten Küche kann man einem anderen Menschen kaum sein. Die Küche ist der Mittelpunkt des häuslichen Lebens; eine Art privater Ground Zero. Und ich war zeitweise zwölf Stunden am Tag dort, sechs Tage die Woche. Es hat eine Weile gebraucht, bis ich damit umgehen konnte.