
Robert Stadlober
„Bislang war Ernst des Lebens immer nur kurz zu Gast.“
Zur Person
Robert Stadlober (geboren am 3. August 1982 in Friesach, Kärnten) wuchs in Scheifling in der Steiermark auf, was ihn, wie Klaus Maria Brandauer sagen würde, zu einem Steirer macht. Lange blieb Stadlober allerdings nicht in Österreich, nach der Scheidung seiner Eltern zog er mit Mutter und Schwester nach Berlin und später nach Hamburg. Mit 13 begann er vor der Kamera zu stehen, brach die Schule ab, lebte das, was man gemeinhin ein rebellisches Leben nennt, und wurde über Nacht mit der Verfilmung des Kult-Jugendbuchs „Crazy“ von Benjamin Lebert berühmt. Heute ist er einer der markantesten deutschsprachigen Schauspieler, daneben sind Literatur und Musik weitere Leidenschaften, dementsprechend naheliegend ist sein aktuelles Projekt „HEYM – Vom Aufstoßen der Fenster“, eine musikalische Annäherung an den Schriftsteller Stefan Heym.
24. September 2021, Wien. Robert Stadlober gehört nicht zu den Schauspielern, die komplexe Fragen arg unterkomplex beantworten. Stattdessen gehört er zu den Interviewpartnern, die in ihren Antworten aus- und abschweifen – und ganz nebenbei hochinteressante Anekdoten erzählen. Zum Beispiel die von einem zähen Glas Wein im Wohnwagen von Klaus Maria Brandauer. Oder einer Begegnung mit Günter Grass auf einer Rolltreppe am Berliner Hauptbahnhof, die Stadlober zu einer heftigen Reaktion verführte – und Grass zu einem bösen Blick.
Robert Stadlober, wie sieht ein normaler Tagesablauf bei Ihnen aus?
Ich würde mir manchmal einen solchen wünschen. Der sähe dann so aus, dass ich meine Kinder morgens in den Kindergarten bringe, dann nach Hause gehe und zwei Stunden am Schreibtisch in wahnsinnig intensiver Arbeit ganz wichtige Dinge erledige – und danach nichts mehr mache. Aber das passiert sehr selten.
Was würde denn dann am Schreibtisch wahnsinnig Intensives entstehen?
Gerade liegt hier zum Beispiel ein Lastschriftmandat herum, das ich unterschrieben zurückschicken muss. Dazu komische Post vom Finanzamt. Wenn ich das alles mal erledigt habe, diese ganzen Stapel, dann gäbe es verschiedenste Dinge, die ich schreiben und organisieren würde. Meistens hat es irgendwas mit Bühnenstücken zu tun, da schwirrt mir gerade wieder was im Kopf rum, aber ich komme eben nicht dazu, das fertigzustellen. Das wahre Leben – oder besser: das Leben, das uns da draußen immer wieder aufgezwungen wird – erlaubt es mir einfach nicht.