Robert  Harting

Robert Harting

„Diese Neutralität, die ungefähr 95 Prozent der Athleten haben, ist ein medialer Genickbruch.“

Autor/in
Fotos
  • Getty Images
Kategorie
Leserbewertung

Zur Person

07.07.2014, Kienbaum. Noch herrscht Ruhe im Kienbaumer Trainingsleistungszentrum, knapp 40 Kilometer östlich von Berlin. Hier schrauben Deutschlands Spitzenathleten an ihren Leistungen. Auch Robert Harting, der seit Jahren die Disziplin des Diskuswerfens dominiert, bereitet sich hier auf die Europameisterschaft vor. Langsam bewegt der 29-Jährige seine auf 2,01 Meter verteilte Muskelmasse auf einen Tisch zu und lässt sich in einen Stuhl fallen. Der gebürtige Cottbusser ist ein aufmerksamer Dialogpartner, der seine Antworten genau abwägt, ohne in Automatismen zu verfallen. Ein Gespräch über die inneren Stimmen eines Leistungssportlers, die Omnipräsenz des Fußballs und die Konturlosigkeit von Angela Merkel.

Herr Harting, 80.000 Menschen im Stadion, Millionen auf dem TV. Ganz ehrlich: Ist das Genuss oder Druck?

Robert Harting: Weder noch. Man denkt nicht daran. Zusätzliche Elemente kommen erst bei internationalen Höhepunkten hinzu, wenn sich moralischer und existentieller Wert gegenüberstehen. Für Athleten im Individualsport bedeutet Erfolg ja tatsächlich die Sicherung der Existenz. Moralische Verpflichtungen gegenüber dem Land kommen nachgeordnet. Das lag bei mir früher weit auseinander und hat sich mit der Zeit angeglichen.

Anders gefragt: Schafft dieses Rampenlicht positiven Druck, oder wirft man im Training unter Ausschluss der Öffentlichkeit bisweilen sogar weiter?

Ach wo, im Training komme ich überhaupt nicht an die gleiche Leistungsfähigkeit ran. Wettkampf ist schon förderlich, Adrenalin macht leistungsfähiger. Damit hatte ich aber noch nie ein Problem. Ganz im Gegenteil, ich hätte ein Problem, wenn es nicht da wäre.

Ab hier lesen nur GALORE-Abonnenten kostenlos weiter! Eines der vielen Abo-Extras.