Robert Harris
„Das Beste ist, wenn die Leute deine Bücher kaufen, aber nicht wissen, wie du aussiehst.“
Zur Person
Robert Dennis Harris wird am 7. März 1957 im englischen Nottingham geboren. Nach einem Studium der englischen Literatur schlägt der Sohn eines Fabrikarbeiters zunächst eine Karriere als Zeitungsjournalist ein und arbeitet unter anderem für den Daily Telegraph und den Observer. 1992 erscheint sein viel beachteter Debütroman „Vaterland“, der im Jahr 1964 spielt und einem alternativen Geschichtsverlauf folgt, in dem Nazi-Deutschland den Zweiten Weltkrieg gewonnen hat. Bis heute hat Harris fünfzehn weitere Bücher geschrieben, die vielfach verfilmt worden sind, „Der Ghostwriter“ und „Intrige“ sogar von Roman Polanski. Regisseur Edward Berger („Im Westen nichts Neues“) verfilmte zuletzt Harris‘ Roman „Konklave“ über die Machtspiele im Vatikan. Der Film ist im November 2024 in den deutschen Kinos gestartet. Robert Harris hat vier Kinder und lebt im südenglischen Berkshire.
19. November 2024, Hamburg. Robert Harris betritt den Eingangsbereich des Hotels Vier Jahreszeiten durch die Drehtür. Die Luxusherberge ist eine seiner Lieblingsadressen auf der Welt, und das Ambiente im Restaurant verrät, woran das liegen könnte. Ein Pianist musiziert in unaufdringlicher Lautstärke, das Interieur ist altmodisch schick, auf der Karte stehen Austern, Hummer und Gänsebraten. Harris wählt ein Wiener Schnitzel und bittet zum Interview. Beim Essen unterhalte er sich besonders gerne, sagt er. Nicht nur über seinen neuen Roman „Abgrund“, sondern auch über Politik und Geschichte. Dabei lässt einen der britische Bestsellerautor schnell verstehen, warum man lieber Bücher lesen sollte, anstatt zu viel Zeit im Internet zu verbringen.
Robert Harris, sind Sie für Nostalgie zu haben?
Das kommt darauf an. Es liegt schon etwas Eindringliches in verschwundenen Welten, wie ich sie auch in meinem aktuellen Roman beschreibe. Ich war 1914 natürlich nicht mit dabei, aber das England jener Tage hat sicherlich etwas sehr Faszinierendes an sich gehabt. Verglichen damit kommt mir das Leben heute in mancherlei Hinsicht nicht mehr so spannend vor. Natürlich war es damals unfairer als heute, wenn man etwa an die Privilegien der herrschenden Klasse denkt, aber auf seine Weise war auch das interessant. Die Macht des Empire, das Leben der Menschen, Politiker wie Herbert Asquith, Lloyd George oder Winston Churchill. Die Post wurde in London damals zwölfmal pro Tag ausgeliefert.