Richard David Precht
„Wenn das Geld fehlt, wachsen die Herzen und Seelen wieder zusammen.“
Zur Person
Richard David Precht, geboren 1964 in Solingen, stammt aus einem politisch linksgerichteten Elternhaus. Er studierte in Köln Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte und wurde 1994 zum Dr. phil. promoviert. Mit dem populärphilosophischen Sachbuch „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“ gelang ihm 2007 der Durchbruch. Zuvor schrieb Precht neben zwei Romanen und dem autobiografischen „Lenin kam nur bis Lüdenscheid“ (2005) auch sein erstes philosophisches Werk „Noahs Erbe – Vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen“ (1997), das 2016 neu bearbeitet unter dem Titel „Tiere denken“ erschien. 2015 erschien der erste Band seiner dreiteiligen, sozial- und wirtschaftshistorisch geprägten Philosophiegeschichte „Erkenne die Welt“. Für seine TV-Sendung „Precht“ (ZDF) erhielt er den Deutschen Fernsehpreis.
04.03.2009, Köln. Keine Zettelwirtschaft, kaum Möbel: In Richard David Prechts Wohnung ist es für einen Mann des Wortes erstaunlich nüchtern und aufgeräumt. Auch Luxus sucht man bei dem Philosophen, Journalisten und Autor, der mit „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“ den Sachbuch-Renner der letzten Jahre vorgelegt hat, vergebens. Immerhin, die Wohnküche dominiert ein ausladendes Aquarium mit durchaus skurrilen Bewohnern. „Elefantenrüsselfische“, klärt Precht auf und gießt heißes Wasser in eine Tasse mit Instant-Kaffee. „Ihr Gehirn ist im Verhältnis größer als das des Menschen.“
Herr Precht, hatten Sie heute schon einen philosophischen Gedanken?
Richard David Precht: Nein, bedaure. Ich habe zwar gerade begonnen, mein nächstes Buch zu konzipieren, aber im Augenblick bleibt mir leider wenig Zeit für kluge Gedanken. Dafür gebe ich entschieden zu viele Interviews.
Die Eile verwundert. Hätten Sie sich nicht eine Pause verdient?
Ich ziehe es vor, weiterzuarbeiten – was im Übrigen durch den Erfolg meines letzten Buches eher erschwert als erleichtert wird. Rund ein Drittel von „Liebe. Ein unordentliches Gefühl“ ist unterwegs zwischen Terminen oder meinen beiden Wohnsitzen in der Bahn entstanden. Eigentlich bin ich Herrn Mehdorn zu Dank verpflichtet – auch deshalb, weil man nach wie vor die an sich unrentable Strecke von Norddeich-Mole über Köln nach Luxemburg unterhält. Manchmal gehört der gesamte Waggon mir. So viel Ruhe habe ich nicht einmal hier in meiner Wohnung.