
Reinhard Mey
„Man muss das Unglück gespürt haben, um das Glück zu begreifen.“
Zur Person
Reinhard Mey (geboren am 21. Dezember 1942 in Berlin) ist der Sohn einer Lehrerin und eines Rechtsanwalts. Die Eltern hatten gute Freunde in Frankreich, schon kurz nach Kriegsende besuchten sich die Familien gegenseitig. Reinhard Mey ging auf das Französische Gymnasium in Berlin, das er mit Ach und Krach absolvierte, wobei er in Französisch jedoch brillierte. Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann und dem Versuch, BWL zu studieren, begann er seine Karriere als Sänger. Er feierte erste Erfolge in Deutschland und Frankreich, wo er als Frédérik auftrat, abgeleitet vom zweiten Vornamen Friedrich. In den 70er-Jahren wurde Reinhard Mey zum erfolgreichsten Liedermacher der Bundesrepublik, Lieder wie „Über den Wolken“ oder „Gute Nacht, Freunde“ zählen zum deutschen Kulturgut. Mey hat seine Heimat Berlin nie verlassen, er lebt seit vielen Jahren in Berlin-Frohnau, zusammen mit seiner zweiten Ehefrau Hella hat er drei Kinder. Sein jüngerer Sohn Maximilian starb 2014.
14. Februar 2020, Berlin-Frohnau. Gerade hat Reinhard Mey das Kaffeehaus Zeltinger betreten, da spricht ihn ein älterer Herr an. Er entpuppt sich als ein Klassenkamerad aus Grundschulzeiten, Mey hätte ihn nicht erkannt, hat aber gute Erinnerungen an ihn. Die Bedienung weiß, was dem prominenten Gast schmeckt, er bekommt grünen Tee serviert, ohne jeden Schnickschnack. Der liegt dafür auf dem Tisch, denn es ist Valentinstag und das Café entsprechend dekoriert. Reinhard Mey legt die Lederjacke und den roten Schal ab – „den darf ich nachher nur nicht vergessen, sonst gibt’s zu Hause Ärger.“
Schauen Sie mal, Herr Mey, man hat uns kleine glitzernde Valentinstagsherzchen auf den Tisch gelegt.
Oh ja, wie herrlich. Es ist gleichermaßen beeindruckend und bescheuert, wie es der Industrie geglückt ist, die Leute von diesem Tag und seinem Konsumpotenzial zu überzeugen. Wir hatten schon Halloween, nun also den Valentinstag. Den ich natürlich boykottiere, weil ich mich da nicht reinzwängen lassen möchte. Wobei ich gerade allerhand Schülerinnen gesehen habe, die eine Blume in der Hand hielten. Noch beeindruckender ist, dass die Industrie die Hemmungen von 13- oder 14-Jährigen überwunden hat, dem anderen Geschlecht eine Freude zu bereiten.