
Ray Cokes
„Wenn du bei ‚MTV’ arbeitest, bist du ein Sklave.“
Zur Person
Raymond Christopher Cokes kam am 24.02.1958 auf der Isle of Wight zur Welt. Als Sohn eines Offiziers lebte er in jungen Jahren in zahlreichen Ländern, phasenweise auch in der Karibik. Nach der Rückkehr nach England strebte er den Beruf des Kochs an und arbeitete als Küchenchef unter anderem viele Jahre in Belgien. Dort wurde er von einem Piraten-Radiosender als Moderator entdeckt. 1987 wechselte Cokes vor die Kamera und wurde einer der ersten Moderatoren des frisch nach Europa importierten Musikkanals MTV. Mit seiner vier Mal die Woche laufenden, recht anarchischen Show „Most Wanted“, in der er lustige Spiele und Interviews mit den Größen der Musikbranche verband, wurde er europaweit bekannt. Eine völlig aus dem Ruder gelaufene Liveshow für MTV in Hamburg beendete seine Karriere bei dem Sender abrupt. Es folgte der totale Fall: Cokes nahm Drogen, wurde depressiv und kapselte sich von der Welt ab. Es benötigte viele Jahre, bis er wieder zurück zu alter Form fand. Heute moderiert er TV-Formate, Radiosendungen und Live-Shows, unter anderem einmal jährlich in Deutschland: Während des Reeperbahn Festivals gehört „Rays Reeperbahn Revue“ zu den Highlights des Festivals. Heute lebt Cokes in Antwerpen, arbeitet aber europaweit.
10.02.2005, in der Teelounge des Hotel Lutetia in Paris. Der in England geborene TV-Moderator Ray Cokes lebt und arbeitet derzeit in der französischen Hauptstadt. Unvergessen ist seine Show „Most Wanted“, mit der er Anfang der Neunziger Jahre zum Aushängeschild des Musiksenders ‚MTV’ avancierte.
Mr. Cokes, die meisten Menschen haben Sie als das Gesicht von „MTV’s Most Wanted“ in Erinnerung, der ersten Talkshow im Musikfernsehen. Seit Sie den Sender verließen, scheint Ihre Karriere jedoch an Spannung zu gewonnen zu haben: Sie moderierten beim deutschen Radiosender ‚Kiss FM’ und präsentierten „Music Planet 2Nite“ auf ‚Arte’. Was beschäftigt Sie momentan?
Ray Cokes: Gerade gestern habe ich wieder zwei Shows hintereinander gedreht. Eine live um 19 Uhr und die andere als Aufzeichnung gegen 22 Uhr. Ich war um fünf Uhr morgens im Bett. Das hier ist der einzige Job der Welt, bei dem du hart für einen Tag arbeiten kannst, um den nächsten auszuspannen. Die Sendung heißt „C.U.L.T.“ und läuft auf ‚France5’. Es geht um urbane Kultur: HipHop, Graffiti, Bücher – eben alles, was im Großstadtdschungel passiert. Ich bin sehr glücklich darüber. Ich bin jetzt 46 und denke manchmal: Das sollte eigentlich ein Jüngerer machen.