Raúl Krauthausen

Raúl Krauthausen

„Ich bin mehr als meine Diagnosen!“

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  • Meike Kenn
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16. Januar 2023, Berlin. Wer Raúl Krauthausen im Büro seines „Sozialheld*innen“-Vereins treffen will, muss ihn erst in einem Labyrinth aus Gängen, knopflosen Aufzügen und Empfangstresen eines schicken Neubaus finden. Der Inklusionsaktivist und Autor ist der bekannteste deutsche Kämpfer für die Rechte behinderter Menschen, dabei wollte er eigentlich nie „Berufsbehinderter“ werden, wie er sagt. Doch ob Klimawandel, Schulwesen oder Sexualität – im Gespräch zeigt sich, dass kaum eine Debatte ohne Krauthausens Perspektive auskommen kann.

Raúl Krauthausen, ich muss etwas gestehen. Ich habe in der Vorbereitung auf das Interviews die Sorge entwickelt, mich vor Ihnen nicht korrekt auszudrücken.

Das passiert sehr häufig und hat vielleicht damit zu tun, dass ich in über 15 Jahren viel Sprachkritik an den Medien geäußert habe. Möglicherweise schürt das gewisse Ängste. Am Ende des Tages bin ich aber gar nicht so kleinlich, sondern appelliere an Journalist*innen, dass sie eine Verantwortung haben, wenn sie über Menschen sprechen. Das gilt übrigens nicht nur für behinderte Menschen, sondern auch Menschen mit Migrationshintergrund. Mit Sprache kann man Macht ausdrücken.

Ich habe zum Beispiel gelernt, dass es besser ist, „Menschen mit Behinderung“ zu sagen statt „behinderte Menschen“. Sie sagen, Letzteres ist völlig fein.

Mir ist generell wichtig, dass man nicht etwa nur von „Behinderten“, „Menschen mit Handicap“ oder „besonderen Herausforderungen“ spricht. Diese Worte werden gerne benutzt, wenn man um den heißen Brei herumredet. Ich bin nicht herausgefordert, ich bin ein behinderter Mensch. Mal bin ich behindert, mal werde ich behindert – grundsätzlich ist diese Bezeichnung aber am treffendsten. So oder so bin ich mehr als meine Diagnosen!

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