Rainhard Fendrich
„Die Lüge ist gesellschaftsfähig geworden.“
Zur Person
Rainhard Fendrich (geboren am 27. 02 1955 in Wien) hatte eine sudetendeutsche Mutter, sein Vater hatte serbische Vorfahren. Die Mutter arbeitete als Mannequin, der Vater als Ingenieur bei der Österreichischen Bundesbahn. Fendrich wuchs bei seiner Großmutter auf. Mit zehn Jahren kam er in ein katholisches Internat. Er war Ministrant, Chorsänger und Schulbester im Sport. Mit 15 brachte er sich das Gitarrespielen bei. Früh verdiente er sein Geld mit Gelegenheitsjobs. Fendrich wollte nach der Schule Jura studieren, ließ sich jedoch in Schauspiel und Gesang unterrichten. Als Musiker hatte er ab seinem zweiten Album 1981 Erfolg, ab 1988 zunehmend in Deutschland, insbesondere mit dem Lied „Macho, Macho“. Darüber hinaus wurde er als Moderator der Sendung „Herzblatt“ bekannt. Fendrich hat aus zwei Ehen drei Söhne. Er lebt mit seiner gegenwärtigen Lebensgefährtin in Wien.
16. September 2019, München. Es ist Mittagszeit. Auge in Auge sitzen wir an einem Arbeitstisch mit Glasplatte in einer Altbauwohnung im Stadtteil Neuhausen. Das Parkett knarzt, die Einrichtung wirkt privat, wir sind zu Gast bei Fendrichs PR-Agentur für Deutschland. Fendrich hat schon ein paar Interviews hinter sich. Er wird nach diesem Gespräch gleich nach Wien abreisen, eine der letzten Fahrten in seinem SUV, den er wieder loswerden will. Eine porzellanweiße Kaffeetasse steht vor ihm, der Kaffee ist schwarz und ohne Zucker. Fendrich ist jemand, der einem in die Augen schaut, wenn er spricht. Das Wienerische liegt ihm auf der Zunge. Hochdeutsch spielt bei unserem Gespräch im Zweifel die untergeordnete Rolle.
Herr Fendrich, was verbinden Sie mit Mittelmaß?
Ich fühle mich wohl in der Mitte. Ich fühle weder extrem rechts noch extrem links. Ich bin ein freiheitsliebender Mensch. Ich habe das Gefühl, wenn Sie Mittelmaß aussprechen, ist das etwas negativ behaftet. (überlegt) Mittelmäßig zu sein, ist für einen Künstler eher schlecht.
So ist es.
Ein mittelmäßiger Künstler ist gar nix. Politisch finde ich ein gerütteltes Mittelmaß gar nicht so schlecht. In der Kunst ist es jedoch eine Beleidigung.