Rachel Hanan

Rachel Hanan

„Niemand kann das verstehen, niemand kann mich verstehen.“

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  • Jonas Opperskalski
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Zur Person

8. März 2023, Haifa. Rachel Hanan, 93 Jahre alt, sitzt neben ihrem Sohn Yaron auf dem Sofa. Er wird während des Zoom-Gesprächs ins Englische dolmetschen. Sie wirkt entspannt, obwohl ihre Lebensgeschichte keine Normalität mehr zulässt. An ihrem 15. Geburtstag kamen sie und ihre Familie im deutschen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau an, ihre Eltern sah sie an diesem Tag zum letzten Mal. Nach jahrzehntelangem Schweigen spricht sie als Zeitzeugin über das, was sie unter dem NS-Regime erlebte.

Rachel Hanan, wir werden heute über das Grauen der NS-Zeit sprechen. Was fühlen Sie vor einem Interview wie diesem?

Nachdem ich 50 Jahre lang geschwiegen habe, hat es sich befreiend angefühlt, endlich über meine Vergangenheit zu sprechen. Die Interviews, aber auch mein Buch helfen mir dabei, das Erlebte zu rekapitulieren und zu verarbeiten. Das ist nicht nur für mich wichtig, sondern auch für andere.

Wurde es im Laufe der vergangenen Monate für Sie zu einer Routine, darüber zu sprechen? Oder bleibt es schwierig?

Nach den Interviews holen mich immer die Erinnerungen ein über das, was ich erzählt habe. Ich bekomme dann Flashbacks in die Vergangenheit, vermisse meine Eltern und empfinde Heimweh. Manchmal fühle ich mich auch einen Tag später noch bedrückt. Es ist mir aber zu wichtig, darüber zu sprechen, als dass ich damit aufhören könnte.

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