Peter Gauweiler
„Die politische Klasse ist eine unsolidarische Klasse.“
Zur Person
Peter Gauweiler wurde am 22.06.1949 in München geboren. Nach dem Abitur studierte der Sohn eines Rechtsanwalts Jura, heute ist er Mitinhaber einer Münchner Rechtsanwaltskanzlei. 1968 trat er aus Protest gegen die Studentenbewegung der CSU bei, für die er von 1972 bis 1982 im Münchner Stadtrat saß. Von 1990 bis 2002 gehörte er dem Bayerischen Landtag an, zwischen 1990 und 1994 war Gauweiler bayerischer Umweltminister, nach einem kritischen Bericht des Magazins ‚Stern’ musste Gauweiler auf Druck der CSU-Spitze zurücktreten. Seit 2002 gehört er als direkt gewählter Abgeordneter dem Bundestag an. Nachdem er parteiintern lange als europakritischer Querulant galt, begann mit der Eurokrise Gauweilers Comeback. Ende 2013 wurde er zum Vizechef der CSU gewählt und soll bei der kommenden Europawahl das Profil der CSU schärfen. Gauweiler ist verheiratet und hat vier Kinder.
01.11.2007, Berlin. Der Blick aus dem Reichstag geht hinüber zur Spree, über der sich der Morgennebel langsam verflüchtigt. Peter Gauweiler trägt einen kragenlosen Janker mit Hirschhornknöpfen, Weste, Krawatte und Einstecktuch. Er verhehlt nie seine Mundart, vermeidet aber bajuwarische Grammatik wie die doppelte Verneinung.
Herr Gauweiler, Sie sind bekennender Christ. Hat sich an der Intensität Ihres Glaubens in den letzten Jahren etwas geändert?
Jürgen Gauweiler: Gar nichts. Ich glaube immer noch so, wie ich als Kind geglaubt habe.
Bestätigen Sie den Eindruck, dass in den Unionsparteien die Verankerung des christlichen Glaubens erheblich abgenommen hat?
Da haben Sie Recht. Mir fällt auf Anhieb niemand in der unmittelbaren CDU-Führung mehr ein, der in den strittigen weltanschaulich-moralischen Fragen die Linie des Papstes vertreten würde oder sich hörbar auf den gültigen katholischen Katechismus bezöge. Die CDU war unter Konrad Adenauer die politische Bewegung des Katholizismus.