Peter Gagelmann
„Wer Angst hat, kann kein Spiel gut leiten.“
Zur Person
Peter Gagelmann wurde am 9. Juni 1968 in Bremen geboren und lebt auch heute noch in der Hansestadt. Er machte „vor gefühlten hundert Jahren“ eine Ausbildung zum Feinblechner bei Daimler-Benz und arbeitet heute im Marketing und Veranstaltungsmanagement im Kundencenter des Unternehmens. Aufgrund einer schweren Verletzung musste Gagelmann seine aktive Karriere als Fußballer beim Bremer Stadtteilklub ATSV Sebaldsbrück bereits als Jugendlicher beenden. Er tauschte Ball mit Pfeife und wurde 1994 DFB-Schiedsrichter. Sein erstes Zweitligaspiel pfiff er 1998, seinen ersten Einsatz in der Bundesliga hatte er in der Saison 1999/00. Inzwischen hat Gagelmann rund 200 Bundesligaspiele geleitet und gehört zu den Erfahrensten seiner Branche. Das Highlight seiner Schiedsrichter-Karriere war das DFB-Pokalfinale 2012 zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München, welches der Club aus dem Ruhrgebiet mit einem satten 5-2 für sich entscheiden konnte.
29.01.2014, Bremen. Im Mercedes-Benz-Kundencenter in Bremen überwiegt ein Gefühl: Die Vorfreude der Kunden auf ihr neues Auto, das sie hier in Empfang nehmen dürfen. Peter Gagelmann, im Hauptberuf Mitarbeiter des Kundencenters, im Nebenberuf Bundesliga-Schiedsrichter, erscheint im feinen Zwirn. Man kennt ihn ansonsten eher in kurzen Hosen und mit der Pfeife im Mund. Gagelmann ist einer der erfahrensten Referees in Deutschland. Der Händedruck ist fest, beim Gespräch kommt der 45-Jährige ganz ohne große Gesten aus. Das ist auf dem Fußballplatz nicht immer so. Der gebürtige Bremer ist Schiedsrichter aus Leidenschaft und Überzeugung und wehrt sich stellvertretend für seine Kollegen gegen das Negativ-Image der „Schiris“ in der Öffentlichkeit.
Herr Gagelmann, hatten sie nach einem Spiel schon einmal Albträume?
Peter Gagelmann: Das ist typisch für Interviews, dass man immer mit einer negativ behafteten Frage beginnt. Ich finde es immer wieder spannend, dass der Job des Schiedsrichters in der Öffentlichkeit so negativ behaftet ist. Ja, ich habe häufig schlecht geschlafen, aber nur weil ich das Spiel noch einmal intensiv durchgegangen bin und ich es auf diese Weise noch mal aufarbeite. Aber die schlaflosen Nächte sind weniger geworden, als junger Schiedsrichter hatte ich das häufiger. Ich glaube, das ist auch normal.
Ärgert Sie dieses Bild in der Öffentlichkeit und wie erklären Sie sich das?
Ich finde es schon schade, dass unsere Arbeit nicht so gut wegkommt. Dieser Job hat sehr viele positive Dinge. Aber ich kann das inzwischen einschätzen. Die vielen richtigen Entscheidungen der Schiedsrichter werden als normal hingenommen, aber eine vermeintlich falsche Entscheidung wird dann medial groß aufbereitet, das ist ja auch viel spannender... Die Gesamtleistung über 90 Minuten wird oft gar nicht mehr wahrgenommen, sondern nur noch diese eine falsche Entscheidung. Und sofort bekommt die Beurteilung einen negativen Touch.