
Pegah Ferydoni
„Wenn Rollen nach Identität besetzt würden, gäbe es für mich keine.“
Zur Person
Pegah Ferydoni wurde am 25. Juni 1983 in der iranischen Hauptstadt Teheran geboren. Ihre Eltern flohen mit ihr nach Deutschland, als sie zwei Jahre alt war. Ihre erste Rolle hatte sie mit 17 Jahren im Kurzfilm „Skifahren unter Wasser“, ihren Durchbruch ein paar Jahre später mit der ARD-Serie „Türkisch für Anfänger“. Pegah Ferydoni spielte in Fernsehserien wie „Almania“ und „SOKO Hamburg“ sowie in Kinofilmen wie „Zweiohrküken“ und zuletzt „Feste & Freunde – Ein Hoch auf uns!“. „Women without Men“ der iranischen Filmemacherin Shirin Neshat mit Pegah Ferydoni in der Hauptrolle wurde bei den Filmfestspielen von Venedig mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet. Ferydoni moderierte viele Jahre die Sendung „Kulturpalast“ bei ZDFkultur und war Sängerin und Frontfrau der Band Shanghai Electric. Im neuen rbb-Tatort „Vier Leben“, der am 16. Februar im Ersten läuft und anschließend in der Mediathek verfügbar ist, ist sie in einer Gastrolle zu sehen.
16. Januar 2025, Berlin. Pegah Ferydoni streckt sich vor der Kamera ihres Bildschirms. Es ist ihr drittes Interview an diesem Tag, trotzdem ist sie sofort bei der Sache. Wer in den Nullerjahren Teenager in Deutschland war, verbindet mit ihr bis heute ihre Rolle als Yağmur in der ARD-Serie „Türkisch für Anfänger“. Inzwischen ist sie nicht nur als Schauspielerin und Musikerin, sondern auch für ihr politisches Engagement bekannt. Pegah Ferydoni lacht viel, auch wenn es zwischendurch ziemlich ernst wird. Ein Gespräch über das Aufwachsen im Asylbewerberheim, die Situation der Frauenbewegung im Iran und die Bedeutung ihres Vornamens.
Pegah Ferydoni, vor knapp 20 Jahren sind Sie als Yağmur Öztürk in der ARD-Serie „Türkisch für Anfänger“ bekannt geworden. Werden Sie noch als Yağmur angesprochen?
Täglich! Die Leute kommen mit strahlenden Augen auf mich zu und erzählen, dass sie mit der Serie aufgewachsen sind, dass sie die damals mit der Familie geguckt haben oder sagen einfach: Meine Kinder lieben dich!
Yağmur ist eine Teenagerin, die sich in ihrer türkisch-deutschen Patchwork-Familie zurechtfinden muss. Sie ist gläubige Muslima, richtet ihr Gebet nach ihrem Moschee-Wecker aus und fastet während Ramadan, obwohl ihr Vater dagegen ist.
Auf den ersten Blick ist sie ein „Kopftuchmädchen“, aber für mich ist Yağmur ein pubertärer Punk, eine Rebellin, die alles anders macht als ihr liberaler Vater. Sie hat gezeigt, dass ein schlaues Köpfchen hinter ihrem Kopftuch steckt, eine junge Frau, die witzig und sympathisch ist. So eine Figur gab es vorher nicht im Fernsehen. Ich bin sicher, dass ihretwegen viele ihre Mitmenschen mit anderen Augen sehen. Ich vermisse Yağmur ein bisschen. Ich fürchte, heute könnte man so eine Serie nicht mehr machen.