Patrick Dahlemann
„Das Angebot an mich, auf ihrer Veranstaltung zu sprechen, ist nur ein Beispiel dafür, wie verzweifelt die Neonazis mittlerweile sind.“
Zur Person
Patrick Dahlemann kam am 18.07.1988 in Pasewalk auf die Welt und wuchs in Torgelow auf, einer Kleinstadt in der Vorpommerschen Provinz. Die Mutter Sekretärin, der Vater Forstarbeiter, prägte ihn von Kleinauf ein sozialdemokratisch geprägtes Umfeld. Mit 16 Jahren trat er als jüngstes Mitglied des Landkreises in die SPD ein. Bei der Kommunalwahl 2009 wurde er als Spitzenkandidat der SPD in den Kreistag und in die Torgelower Stadtvertretung gewählt. Seither arbeitet er im Ausschuss für Soziales, Bildung, Kultur und Sport der Stadt Torgelow und im Jugendhilfeausschuss des Landkreises Uecker-Randow. Bundesweit bekannt wurde er durch das von ihm Anfang Januar auf Youtube hochgeladene Video seiner freien Rede am offenen Mikro im Rahmen einer NPD-Veranstaltung im Sommer 2013, das von nahezu allen bedeutenden Medien aufgegriffen und als einzigartiger Akt von Zivilcourage gelobt wurde, bis hin zu einem mehrminütigen Beitrag über ihn im ZDF-‚heute journal’. Dahlemann studiert neben seiner politischen Arbeit seit 2008 Politikwissenschaft und Öffentliches Recht in Greifswald und arbeitet seit 2011 als Büroleiter für die Landtagsabgeordnete Katharina Feike.
23.01.2014, Torgelow. Patrick Dahlemann, ein junger Kommunal-Politiker aus Mecklenburg-Vorpommern, wurde im Januar durch ein Youtube-Video zur deutschlandweiten Medien-Sensation. Nahezu alle Tageszeitungen und TV-Anstalten berichteten ausführlich über den 25-jährigen SPD-Politiker, dessen spontane Rede auf einer NPD-Veranstaltung in seiner Heimatstadt als außergewöhnlicher Akt der Zivilcourage gewertet wurde. Wir befragten ihn zu den Hintergründen seines Auftritts, den Wert von Mut in der heutigen Politik, die Funktion von sozialen Netzwerken in einer Mediendemokratie – und klärten die Frage auf, was einen jungen engagierten Menschen heute noch mit Leidenschaft in die Lokalpolitik treibt. Dahlemann erläutert sachlich und offenherzig seine Ziele, Ideen und Ambitionen.
Herr Dahlemann: Wie fühlt es sich an, wenn ein mutiger Auftritt eines SPD-Politikers auf einer NPD-Kundgebung zu einem Akt der Zivilcourage erklärt wird?
Patrick Dahlemann: Ich glaube, dass nicht unbedingt die Zivilcourage der Grund war, warum das Thema so sehr in den Medien ist. Mein Auftritt war eher eine politisch-strategische Frage, die einen neuen Weg darstellte, und deshalb kann ich sagen: Ja, ich fühle mich damit wohl. Noch wohler würde ich mich allerdings fühlen, wenn wir die Zivilcourage anderer angemessen werten würden und damit etwa ein NPD-Verbotsverfahren unterstützt und angeschoben werden könnte.
Wie ist es denn Ihrer Meinung nach in Deutschland um die Zivilcourage bestellt?
Es gibt sehr viele Initiativen, auch bei uns in Mecklenburg-Vorpommern – Storch Heinar, Aktionsbündnis Vorpommern und viele andere – wo ganz viele Leute sich mit unglaublich großer Zivilcourage engagieren; gegen die Rechten, aber auch für viele andere Themen. Insofern kann man sagen, dass es um die Zivilcourage bei uns ganz gut bestellt ist.