Oskar Roehler

Oskar Roehler

„Wer keine bösen Geister in sich hat, ist ein Versager.“

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  • Alena Schmick
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Zur Person

11. März 2018, Berlin. Das Soho House nahe Alexanderplatz, Oskar Roehler ist früher da, kommt mit einer Stoffserviette in der Hand zum Treffpunkt in der Lobby. Er sei schon im Restaurant, er habe Hunger gehabt, nachdem er zwei Stunden lang „einfach so“ durch die Straßen gelaufen sei. Er warnt davor, schnell in Erschöpfung zu geraten, nichts dergleichen ist ihm im Gespräch anzumerken. Die Haltung des Romanautors und Regisseurs pendelt zwischen Misanthropie und christlicher Nächstenliebe, das Wechselbad zeigt sich auch in seinem Gesicht: Mal strahlt er wie ein kleiner Junge, mal graben sich altersgreise Furchen ein. Die Zukunft sieht Roehler düster. Seine einzige Hoffnung: eine Revolution der Frauen – und dadurch der Zusammenbruch des Kapitalismus.

Herr Roehler, wann kommt der Tag, an dem Sie als Käfer aufwachen?

Schon geschehen. Die Erzählung von Kafka, auf die Sie anspielen, wurde geschrieben, da war er 27 Jahre alt und lebte immer noch zu Hause. Erst mit 31 Jahren zog er aus. Sein Vater war ein Despot, niemand hatte Verständnis für seine Schriftstellerei. Es ist die Geschichte eines Menschen, der nicht rauskommt, nicht wegkommt, alles über sich ergehen lässt. Seine einzige Rettung ist die, sich, metaphorisch gesprochen, in einen Käfer zu verwandeln. Oder genauer: in ein Ungeziefer. Davon erzählt Kafkas „Die Verwandlung“.

Es ist die Geschichte eines Ungeliebten.

Wohl wahr.

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