Oliver Stone
„Der ganze Zirkus zieht mich manchmal ganz schön runter.“
Zur Person
Oliver Stone, Jahrgang 1946, wurde in New York geboren und gehört zu den profiliertesten Regisseuren, Drehbuchautoren und Produzenten der USA. Er ist vor allem für seine politischen Filme bekannt. Der Ex-Vietnam-Soldat und Träger des „Purple Heart“ und „Bronze Star“ für „außerordentlich mutiges Verhalten in Kampfhandlungen“ wurde dreimal mit dem Oscar ausgezeichnet: für sein Drehbuch zu „12 Uhr nachts – Midnight Express“ (1978) sowie als Regisseur für „Platoon“ (1986) und „Geboren am 4. Juli“ (1989). Zu seinen weiteren Filmen gehören u.a. „Wall Street“, (1987), „John F. Kennedy – Tatort Dallas“ (1991), „Natural Born Killers“ (1994), „Alexander“ (2004) und „Savages“ (2012). Oliver Stone ist seit 1996 in dritter Ehe mit der Koreanerin Sun-Jung Jung verheiratet. Er lebt in Los Angeles.
17.12.2005, Dubai. Im Al Qasr-Hotel muss Oliver Stone nach fünf Minuten Gespräch unterbrechen, weil ihm Sheik Mohammed, der Regent Dubais, spontan eine Audienz gibt. Eine Stunde später treffen wir uns in der Bar mit Meerblick, um das Interview fortzusetzen. Immer wieder scheucht Stone seine PR-Betreuer davon.
Mr. Stone, Sie bezeichnen sich zuweilen als eine gequälte Seele. Warum?
Oliver Stone: Wir alle sind gequälte Seelen. Ich werde von Dingen geplagt, die ich verstehe, und von Dingen, die ich immer noch nicht begriffen habe. Und mit der Zeit, die mir noch bleibt, versuche ich, auch sie zu verstehen.
Welche Gründe Ihrer Qual haben Sie denn schon verstanden?
Das begann mit meiner schwierigen Kindheit. Durch die Scheidung meiner Eltern habe ich den Zusammenhalt einer Familie verloren. Ich hatte keine Geschwister, mit denen ich mich austauschen konnte. Die Schule empfand ich als eine sehr brutale Umgebung, ganz ähnlich wie in „Herr der Fliegen“. Es war ein reines Jungeninternat, es herrschte ein knallharter Wettbewerb. Viele Kinder wurden dort verletzt. Vor allem diejenigen, die ganz unten in der Hackordnung standen, erwischte es schlimm.